Rezension

Sheer Mag
Need To Feel Your Love
Highlights: Meet Me In The Street // Just Can't Get Enough // Pure Desire // Can't Play It Cool
Genre: Garage Punk // Classic Rock // Punk Rock
Sounds Like: Thin Lizzy // Downtown Boys // Ex Hex
VÖ: 14.07.2017

Drei Seven Inches, ganz simpel I, II und III betitelt, waren nötig, und die Punkwelt hatte seit Ewigkeiten mal wieder einen handfesten Hype, der sogar den Feuilletons der Qualitätspresse mindestens eine Randnotiz wert war. Das Schöne: Hier werkelte nicht die ausgeklügelte Marketingmaschinerie eines hippen Labels, sondern mit Static Shock und Wilsuns RC zwei bodenständige, fast biedere DIY-Punklabel. Die hemdsärmelige Herangehensweise also. Ähnlich hemdsärmelig auch die Musik: Sheer Mag spielen garagigen Punk, der allerdings nie verheimlichen will, dass er Classic Rock ganz geil findet.
Das liest sich nun erst mal ganz grausig, schließlich waren Punk und Classic Rock nie best Buddies, denkt man doch gerade bei letzterem Genre schnell an Marshall Stacks, dümmliche Mitklatschparts und Feuerzeugmeere in Reihe 46 der Coca-Cola-Arena. Das ist schade – und völliger Unsinn, da Bands wie Thin Lizzy, Creedence Clearwater Revival oder AC/DC unverhohlen working class und rebellisch waren. Bereits der Opener „Meet Me In The Street“ ist Hommage an Thin Lizzy und Kampfansage an die „Boys In Blue“, die gefälligst ein paar Ziegelsteine einkassieren sollten. Doch Sheer Mag sind weniger G20-Randalierer als Lover, die ihre Musik eigentlich als Mittel der Verbrüderung ansehen. So ist auf „Need To Feel Your Love“ tatsächlich vor allem ebendiese drin: Egal ob auf dem Titelsong oder „Just Can't Get Enough“, hier wird das Persönliche primär zum politischen Statement. Und mit "Pure Desire", welches mit seinem funky Soft-Rock Schirmchen in deinen Molotowcocktail sticht, dir tief in die Augen blickt und dich einem brennenden Flammeninferno zuprosten lässt, fahren Sheer Mag ihren Punkt dann endgültig ein.
Das macht die Musik glücklicherweise nie seicht und Sheer Mag schaffen es wie kaum eine andere momentane Punkband, ohne dümmliche Parolen Position zu beziehen. Gerade nach mehrmaligem Durchhören entpuppt sich das Album als unerwartet vielschichtig und abwechslungsreich. Garage, Pub Rock, Hard Rock, Funk, Balladen – alles drin. Wer unbedingt meckern will: Ja, das Schlagzeug klingt mitunter hölzern, auch einige Übergänge in Instrumentalteile könnten mehr Druck aufbauen. Regt euch ruhig darüber auf, ihr kleinkarierten Kacker. Ihr verpasst das schönste, packendste und abwechslungsreichste Punkalbum des bisherigen Jahres.
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