Rezension

Sébastien Tellier

Confection


Highlights: Coco // L’Amour Naissant // Hypnose
Genre: Französischer Pop // Piano-Ballade // Filmmusik
Sounds Like: Moby // Air // Chilly Gonzales

VÖ: 08.11.2013

Die Franzosen und die Liebe. Eine Geschichte, die wohl nie ganz zuende erzählt sein wird, da auf unendlich mit der romantischen Gedankenwelt des Normalbürgers verbunden. In der Tradition französischer Lebemänner versucht sich Sébastien Tellier standesgemäß als Charmeur, von Album zu Album an anderen Herausforderungen abarbeitend, die seiner Nation scheinbar im Herzen innewohnende Romantik nach draußen in die Welt zu tragen.

Denn diesmal handelt es sich mit dem Konzeptalbum „Confection“ um einen Liebesbrief für einen Film. Voilà, die Franzosen und das Kino. Ein Selbstläufer, will man meinen. Zu einigen seiner Kompositionen kann man sich tatsächlich putzige Filmszenen vorstellen, ob an herbstlichen Sandstränden, in gemütlichen Kaffeehäusern oder Pariser Hotelzimmern. Gesungen wird zudem nur in dem herausstechenden „L’Amour Naissant“.

Aufgenommen wurde das fünfte Studiowerk des Franzosen mithilfe der gleichen Besetzung wie auch schon bei seinem Dance-Hit „La Ritournelle“. Es ist vor allem Tony Allen (u.a. The Good, The Bad & The Queen), der mit seinem Drumming einige Tracks veredelt. Der Rest, Piano und Streicher, kommt hier und da auch alleine aus („Adieu Comme Un Jeu“, „Curiosa“), leidet aber etwas unter der ständigen Wiederholung seiner Grundmelodien und verliert so besonders in Albumhälfte zwei an Fahrt („L’Amour Naissant II“ und „III“, „Curiosa II“, „Coco Et Le Labyrinthe“). Ein beliebtes Stilmittel vieler Film-Scores – ohne Film, wie in diesem Fall, wird so jedoch Lückenfüller um Lückenfüller generiert.

Es ist nicht so, dass Tellier es nicht könnte. Hat man sich erst einmal an die schmalzige Grundstimmung gewöhnt entwickeln sich einige Tracks doch zu heimlichen Lieblingen und selbst die Opernsängerin in „Adieu“ wird verziehen. Doch warum sich ein „Hypnose“ so zwingend in mitreißendes Kopfkino verwandelt, während das folgende „Waltz“ wie die vorprogrammierte Melodie des Keyboards aus Kindertagen klingt, bleibt wohl sein Geheimnis.

Und doch muss man für Sebastien Tellier eine Lanze brechen. Für seinen Mut zum Speziellen (oder vielmehr die Alles-Egal-Haltung darüber) - „Confection“ ist zeitlos, schwer in gängige Genre einzuordnen und strotzt vor Ego. Manchmal schindet das alleine schon genug Eindruck.

Jonatan Biskamp

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