Rezension
Scissor Sisters
Night Work
Highlights: Night Work // Whole New Way // Any Which Way // Sex And Violence // Night Life
Genre: Disco // Pop
Sounds Like: Roxy Music // Bee Gees // Cool And The Gang // Frankie Goes To Hollywood
VÖ: 25.06.2010
Vier Jahre sind seit dem letzten Scissor-Sisters-Album vergangen. Nach der letzten Tour war Frontmann Jake Shears völlig ausgebrannt und benötigte eine Therapie, um den Akku wieder aufzuladen, sich von Drogen und Alkohol loszusagen und zu einem Gesundheitsfanatiker zu entwickeln. Neben seinem Lebenswandel stellte er dann auch die Arbeit mit seiner Band im Studio in Frage und er entschied, die Songs, an denen die Band ein Jahr gearbeitet hatte, nicht zu veröffentlichen anstatt schon wieder etwas abzuliefern, das genau so klingt wie die beiden Vorgängeralben. Wie schon unzählige Musiker vor ihm entschied er sich, nach Berlin zu gehen und dort neue Inspiration zu finden.
Auf den Tanzflächen der Hauptstadt entstand die Idee zu „Night Work“, einem Album, das an die letzte Discowelle ansetzen sollte, deren Interpreten Ende der 80er nach und nach dem Aids-Virus zum Opfer fielen. Shears machte in den Berliner Clubs zahlreiche neue Bekanntschaften, lernte unter anderem Neil Tennant (Pet Shop Boys) kennen, der Shears dazu brachte, mit Stuart Price (Zoot Woman) erstmals einen Produzenten zu engagieren, der in letzter Zeit von Madonna bis The Killers alles erfolgreich an den Mann bringen konnte.
„Night Work“ wurde genau das komplett tanzbare Album ohne jegliche Balladen, das Shears sich vorgestellt hatte. Ein neues „I Don't Feel Like Dancin'“ oder „Take Your Mama“ sucht man leider vergeblich, dafür strotzt das Album vor kleineren und mittelgroßen Hits. Um trotz des eng gesetzten Schemas einen Spannungsbogen zu erzeugen, experimentieren die Scissor Sisters mit reichlich elektronischen Sounds und Stimmungen, von denen alle, vielleicht abgesehen von dem leicht nervigen Roboterbeat in „Something Like This“, die Tanzflächen füllen sollten. Dazu gibt’s reichlich Falsettgeang von Shears in bester Bee-Gees-Manier. Nur in der aktuellen Single „Fire With Fire“ verzichtet er darauf, und vielleicht klingt die Discohymne deswegen so unspektakulär und wenig herausragend. Wie nicht anders zu erwarten, sprudeln die Lyrics vor sexuellen Anspielungen nur so über, gehen auch oft über diese hinaus und werden dabei ziemlich direkt wie in „Any Which Way“: „Take me any way you like it. In front of your fire place, in front of your yacht, in front of my raprents, I don't give a damn, baby. Just take me!“. Oder Shears in „Harder You Get“: „Don't put that thing on me unless you plan to shoot“.
„Night Work“ ist ein geglückter Versuch der Scissor Sisters, sich weiter zu entwickeln. Das Album ist das rundeste bisher, nur der fehlende und schon fast standesgemäße Number-One-Hit trübt ein wenig das Bild.
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