Rezension
Schmutzki
Bäm!
Highlights: Meine Party // Backstage
Genre: Indierock
Sounds Like: Kraftklub // Bosse // Broilers
VÖ: 05.06.2015
1231 Tage. Immerhin hat es nach „Mit K“ eine ganze Weile gedauert, bis jemand das Kraftklub-Erfolgsprinzip geklaut hat. Das könnte man zumindest denken, wenn man „Bäm“ erst einmal zwei Tracks lang gehört hat. Den Eindruck verliert man dann ziemlich schnell – ob man ihn durch einen unbedingt positiveren ersetzt, ist die Frage.
Immerhin: Hinter Schmutzki steckt kaum Kalkül, sondern soviel DIY, wie es überhaupt nur geht – unzählige Auftritte in den kleinsten Kaschemmen und eine ganze Menge Guerillamarketing mit knallroten Bandshirts, Mengen über Mengen von Stickern an jeder zweiten Ampel Baden-Württembergs und Freunden, die auf eigene Kosten zu Bandcontests geschlurt werden. Hashtag Schmutzkimob. Wer diesen dann auch noch einen Song widmet („Krass Gut“), den mit Zeilen wie Wir Poser, ihr Punks, wir Muschi, ihr Schwanz unterfüttert und auch sonst mal ganz gerne über sich als Band singt, kann es auch sowieso gar nicht auf den ganz großen Erfolg ausgelegt haben. Hoffentlich.
Was Schmutzki aber nicht abstreiten können, ist, in den letzten Jahren so gut wie alles gehört zu haben, was deutschen Indiepoprock macht – und manchmal kann hier das Wort „Indie“ sogar noch weggelassen werden. Oder das Wort „Rock“. Dorfdisko, Bosse, Jennifer Rostock – „Bäm“ ist ein froher Reigen an Assoziationen, der sich von seinen Vorgängern vorrangig durch seine allzu unpoetisch-schnodderigen Texte unterscheidet, die man wahlweise für rotzig, selbstironisch oder einfach unschön halten kann. Wenn der „Rodeo“-Refrain dann auf einmal doch in Hallen ganz anderer Größe mitgegröhlt werden will, als es der Band eigentlich geheuer sein sollte und der von „Erinner Dich Mal“ tatsächlich aus Floskeln wie All die Jahre, erinner dich mal! besteht, fühlt man sich noch mehr an eine bestimmte Düsseldorfer Schlagerband erinnert, die einmal als Opelgangpunker angefangen haben. In so eine Liga möchte man Schmutzki dank eigentlich doch ganz witziger Songs wie „Backstage“ dann doch nicht stecken – aber bis „Bäm“ jemandem zur Inspiration dient, wird es wohl noch länger als 1231 Tage dauern.
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