Rezension
Scars On Broadway
Scars On Broadway
Highlights: Stoner Hate // Enemy // Chemicals
Genre: Rock
Sounds Like: System Of A Down // Faith No More // Fair To Midland
VÖ: 01.08.2008
"Nebenprojekt, das. Bezeichnung für eine Band, in der sich Musiker einer bereits etablierten Band betätigen, um Ideen verwirklichen zu können, die in ihrer ursprünglichen Band nicht verwirklicht werden können oder sollen." So ungefähr würde ein Eintrag in einem fiktiven "Lexikon der Rockmusik" wahrscheinlich lauten. In diesem Fall ließe sich bezüglich Daron Malakians Scars On Broadway Folgendes behaupten: 1. Daron Malakian hat eine verdammt große Menge Ideen - genügend, um einfach einmal ein Debütalbum mit immerhin 15 Tracks zu beladen. 2. Bei System Of A Down scheint eine beachtlich strengere "Qualitätskontrolle" zu herrschen - denn an die Monumentalität jedes der bisherigen (Ja, auch "Hypnotize") SOAD-Alben kommt "Scars On Broadway" leider nicht heran.
Dabei hätten einige Elemente des Albums durchaus auch ihren Weg auf vergangene Großtaten wie "Toxicity" oder zukünftige Platten finden können: In etwa die elektronischen Spielereien auf "Funny", von denen SOAD bisher komplett die Finger gelassen haben und die hier trotzdem versiert eingesetzt wirken. Oder die hüftwackelnden Funk-Einlagen in "Enemy", die auch den "Mesmerize"-Tanzflächenhit "Radio/Video" noch um eine weitere Variante hätten bereichern können. Auch sonst fehlt es nicht an kleinen und großen Highlights: Das wild um sich schlagende "Stoner Hate" wäre zwischen früheren SOAD-Wütereien wie "Bounce" oder "Cigaro" sogar überhaupt nicht aufgefallen, das nicht nur textlich marginal geisteskranke "Chemicals" ist es durchaus wert, dass wohl nur seinetwegen der stigmatisierende "Parental Advisory"-Sticker auf der Hülle prangt und mit den sägenden Gitarren der ersten Single "They Say" rast das Album fulminant auf sein Ende zu.
Damit wären jedoch gerade einmal - kurz den Rechenschieber hervorkramen - fünf von 15 Tracks benannt, die wirklich Hunde hinter dem Ofen hervorlocken könnten, die nicht schon als Welpen mit Herrchens Rockplattensammlung zugedröhnt wurden. Denn eigentlich alle restlichen Stücke sind nichts weiter als simple Rocksongs - in der Regel zwar ziemlich gute - wie etwa "Universe" -, aber trotzdem nicht außerordentlich spannende Rocksongs. Wenn dann bei "World Long Gone" - mit absoluter Sicherheit einer der nächsten Singles - Malakians Texte à la "I don't know how many people are starving in this world long gone" selbst einem Bono noch Tränen der selbstverliebten Gutmenschelei ins Gesicht treiben würden, merkt man zudem noch, dass Serj Tankian eigentlich doch der bessere Texter der beiden ist. Der kann dafür alleine auch nur wenige interessante Songs schreiben, was "Elect The Dead" zeigt - aber da System Of A Down ja offiziell nur "Pause" machen, vereinen die beiden ihre Stärken ja vielleicht schon bald wieder auf einem neuen Album. Bleibt zu hoffen - einen eigenen Eintrag im "Lexikon der Rockmusik" haben sich Scars On Broadway bislang nämlich noch nicht verdient.
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