Rezension

Rolling Blackouts Coastal Fever
Sideways To New Italy
Highlights: The Only One // Cars In Space // Not Tonight // The Cool Change
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: Phantastic Ferniture // RVG // Sunscreen
VÖ: 05.06.2020

New Italy ist ein kleines beschauliches Dorf mit kaum mehr als 200 Einwohner:innen an der Ostküste Australiens. 1880 fanden 22 Familien, hauptsächlich aus der norditalienischen Region Venetien, dort ein neues Zuhause. Das Örtchen ist zudem Heimat von Marcel Tussie, Drummer der wunderbaren Rolling Blackouts Coastal Fever. Mittlerweile tummeln sich alle fünf Mitglieder der Band in den Vororten des knapp 1.500 km entfernten Melbournes, doch die Reise auf ihrem zweiten Longplayer „Sideways To New Italy“ geht nun sozusagen „way back home“. Nach ihrem viel gelobten Debüt „Hope Downs“ bearbeiten die Australier auf der neuen Platte sowohl Vorstellungen von Zuhause als auch Gefühle der Entfremdung und riskieren dabei einen Blick zurück in die (eigene) Vergangenheit. Textlich geschieht dies sehr subtil und lässt Raum für Interpretationen, wie in „The Only One“: „I’m back in the state // To find another way back // Into the new world // That looks exactly the same“.
Diese Suche im Damals und Jetzt setzen sie soundtechnisch auf eine erfrischend un-melancholische Art und Weise um. Mit gleich drei Gitarren und in Teilen ebenso viel Gesang entsteht der für die Band typische volle und nichtsdestotrotz leichte Klang. Dabei knüpfen Rolling Blackouts Coastal Fever an das Erfolgsrezept des Vorgängers an: eine ausgewogene Mischung aus 90er-Jahre-Fundament, entspannten Slacker-Riffs, surfigem Indie-Sound und eingängigen Melodien.
Der Rückblick auf das fantastische Debüt ist allerdings auch die große Herausforderung. Denn die Erwartungen an die Nachfolger-Platte sind hoch und können fast nur enttäuscht werden. Vielleicht erinnert sich die eine oder der andere noch daran, vom Sound der bis dato (der großen Hörer:innenschaft) unbekannten Band absolut hin und weg gewesen zu sein. Dieses erstmalige Vereinnahmt-Werden kann eben nicht einfach reproduziert werden. Wir rechnen mit einer guten Platte und diese bekommen wir auch – richtig geflasht sind wir allerdings wohl kaum mehr.
Rolling Blackouts Coastal Fever stellen, ähnlich den neuen Bewohner:innen von New Italy, den Vorstellungen und Verwobenheiten von Zuhause und Entfremdung einen positiven Entwurf entgegen. Das sind in ihrem Fall glücklicherweise keine Replikas römischer Statuen im australischen Hinterland, sondern eine beschwingte Indie-Rock-Platte, die sich hören lassen kann.
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