Rezension
Róisín Murphy
Hairless Toys
Highlights: Gone Fishing // Unputdownable // Exploitation
Genre: Pop // Electro
Sounds Like: Moloko // Robyn // La Roux
VÖ: 08.05.2015
Roísín Murphy mit Madonna und Kylie zu vergleichen, erscheint falsch, da die Irin Murphy in ihrer zwanzigjährigen Karriere nie die Popularität dieser Superstars erlangt hat. Andererseits gibt es aber auch genügend Gemeinsamkeiten. Alle drei gefallen sich in der Inszenierung als Diva, die jeweiligen Stimmen und Gesangsstile sind ganz klar erkennbar, und, bei aller Wandelbarkeit, haben Madonna, Kylie und Roísin immer oder zumindest über einen Großteil ihrer Karrieren eine stilistisch klare Linie verfolgt.
“Hairless Toys” ist Murphys drittes Solo-Album. Wie bei den Vorgängern “Ruby Blue” 2005 und “Overpowered” 2007 lässt sich einerseits die Kontinuität seit Murphys 1990er Moloko-Zeit und andererseits die Erneuerung bewundern. Wie seit Molokos Debüt-Album “Do You Like My Tight Sweater?” präsentiert Murphy einen funkigen Electropop, der ebenso tanzbar wie behaglich hörbar ist. Es fehlt nicht an experimentellen Spielereien, wenn diese auch positiverweise deutlich weniger hervorstechen als zu “Ruby Blue”-Zeiten mit Matthew Herbert an den Reglern. Funk, Electro und Spielerisches rahmen wie eh und je vor allem Murphys Stimme, die hauchend und flüsternd, gurrend und drängend immer im Zentrum steht.
Wenn soweit alles vertraut ist, wo findet sich die Erneuerung? Einerseits wäre da die fast countryeske Nummer “Exile”, mit der selbst nach der letztjährigen “Mi Senti”-EP nicht zu rechnen war, aber vor allem ist es eine Stimmung, die den Gesamteindruck bestimmt. Roísín Murphy und “Hairless Toys”, die Musikerin und ihr Produkt, wirken beide noch einmal entspannter, in sich ruhender als zuvor. Das Album ist bei aller Vielfältigkeit von einer selbstverständlichen, unauffälligen Geschlossenheit, die im ersten Moment überrascht. Die mitreißende Unterhaltung, die “Hairless Toys” ist, entfaltet sich hintergründig oder in gewissem Sinne sogar fast hinterhältig. Der mitreißende Disco-House-Funk, der die Platte prägt, gibt sich unaufgeregt, um dann umso mehr zu gefallen. Murphy legt hier noch einmal weniger Wert auf grelle Effekte, auf die Verpackung, und konzentriert sich noch mehr als schon zuvor darauf, einfach mit der Gesamtheit ihrer Musik, ihrer Produkte zu überzeugen. Dies gilt für das Album als Ganzes, aber auch für die einzelnen Stücke.
Es bleibt unwahrscheinlich, dass Roísín Murphy die Chartspitzen erobert, die ganz großen Arenen füllt, den Ohrwurm des Sommers abliefert. Ihre Musik ist sowohl zu sehr in vergangenen Dancefloor-Stilen verwurzelt als auch zu fremd für die aktuellen Hörgewohnheiten. Dennoch aber wird “Hairless Toys” für Nostalgiker wie für Futurologen wie für Genießer eine der gefallendsten Pop-Platten dieser Tage sein.
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