Rezension

Rina Sawayama

Sawayama


Highlights: Dynasty // STFU! // Bad Friend // Chosen Family
Genre: Pop
Sounds Like: Charli XCX // Caroline Polachek // Kim Petras

VÖ: 17.04.2020

Indie-Puristen, nehmt euch in Acht: Nicht nur ist Popmusik seit einigen Jahren auf dem aufsteigenden Ast in der Indie-Szene, auch die 2000er sind zurück. Neben der Instagram-Seite „galerie.arschgeweih” finden sich auch musikalisch immer mehr Reminiszenzen an eine Zeit, die sich bis vor Kurzem die wenigsten zurückgewünscht hätten. Dabei hatten auch die Nullerjahre ihre schönen Momente und die hat Rina Sawayama auf ihrem Debütalbum zusammengeführt.

Schon die ersten Klänge zeigen, worauf man sich auf „Sawayama” freuen kann: Pophits, die die Größten des Genres geschrieben haben könnten, verbunden mit den verschiedensten Einflüssen. Neben ihren japanischen Wurzeln spielt in Sawayamas Verständnis von Popmusik auch Nu Metal eine große Rolle. Bestes Beispiel dafür ist die erste Single „STFU!”, eine der großen Hymnen des Jahres, sowohl musikalisch als auch textlich. Nicht nur sind Nu Metal und Popelemente ausgewogen aufeinander abgestimmt, sie liefern auch den richtigen Rahmen um die Wut, die sich in Sawayama aufgrund ihrer Rassismuserfahrungen aufgestaut hat, auszudrücken. Somit ist „STFU!”, das Sawayama selbst allen Minderheiten, die Mikroaggressionen erleiden mussten, widmet, einerseits ein musikalischer Rückgriff auf vergangene Stilmittel, andererseits mit seiner Wut und Aggressivität absolut zeitgemäß.

Diese musikalische Zeitreise zieht sich durch das gesamte Album: Ob nun „XS”, dass an die Hochphasen von Britney Spears und Christina Aguilera erinnert, „Who’s Gonna Save U Now?”, in dem Ähnlichkeiten zu Lady Gaga zu finden sind, oder aber die einzige wirkliche Ballade „Chosen Family” à la Leona Lewis – die 2000er sind allgegenwärtig. Trotz dieser Verbindungen hat „Sawayama” am Ende doch recht wenig von Radioformatpop. Dazu ist die Platte zu vielfältig, zu ausufernd und zu wenig glatt. So lässt sich in 20 Jahren vielleicht über Rina Sawayama sagen, dass sie zusammen mit Künstler:innen wie Kim Petras, Caroline Polachek oder Charli XCX dafür gesorgt hat, dass Popmusik nicht mehr nur im Rahmen von Radio, Charts und Singleveröffentlichungen stattfindet, sondern auch von Musiksnobs als ein ernstzunehmendes Genre akzeptiert wird – zu hoffen wäre es.

Lewis Wellbrock

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