Nach ihrem selbstbetitelten Debüt 2012 erscheint nun das zweite Album der Dänen Reptile Youth. Ernüchternd war zwar das Urteil über das Erstwerk, was aber dem Umstand geschuldet war, dass die Liveenergie des Duos im Studio zu sehr glattgebügelt wurde. „Rivers That Run For A Sea That Is Gone” ist ebenfalls alles andere als aufgekratzt-punkig, sondern als Album voller Radiohits fürs Indiepublikum gestrickt. Ernüchternd ist das Urteil dieses Mal dennoch nicht, denn die Songs halten, was sie versprechen: allen voran das irgendwie nach New Order klingende „JJ“, das schon bald Stammgast in Indieclubs sein sollte.

Ansonsten bieten die Dänen bekannte, aber clever arrangierte Kost. „Colours“ klaut Riffs bei Franz Ferdinand und Co, der Titeltrack ähnelt den schnellen Stücken von Kasabian. „Structures“ fährt voll auf der derzeit angesagten Psychedelic-Rock-Welle mit. Leicht lethargisch, aber immer noch straight vorwärts wird hier an sommerliche Sounds angeknüpft. „We’re All In Here“ ist überraschend elektronisch und erinnert, um das Namedropping weiterzuführen, stark an The Big Pink.

Trotz der doch sehr offensichtlichen Soundentleihungen funktioniert jedes Stück auf „Rivers That Run For A Sea That Is Gone“ sowohl als eigenständiger Song als auch als Teil des Gesamtalbums. Ausfälle gibt es keine, ebenso schwer ist es allerdings auch, Highlights zu benennen, da quasi jeder Song für sich großes Hitpotential mitbringt. Aus dem Rahmen fällt lediglich das sehr experimentelle, knapp achtminütige „Diseased By Desire“, das das Album abschließen darf. Insgesamt ist „Rivers That Run For A Sea That Is Gone” wohl ein Kandidat für das Indiekonsensalbums des Jahres. Zwar ist es nicht so innovativ wie zum Beispiel Alt-J, dafür aber eine Platte, die von der ersten bis zur letzten Sekunde Spaß macht.

Klaus Porst

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