Rezension

Red Hot Chili Peppers

I'm With You


Highlights: Monarchy Of Roses // Brendan's Death Song // Goodbye Hooray
Genre: Rock // Funk // Crossover
Sounds Like: Red Hot Chili Peppers

VÖ: 26.08.2011

Als Vicco von Bülow alias Loriot kürzlich verstarb, raste ein Sturm der Anteilnahme durch die deutschen Medien. Eine der "letzten großen Konstanten" sei von uns gegangen, wurde bekundet. Es war, als hielte die Öffentlichkeit für einige Sekunden inne, während die Schuldenuhren weitertickten und die Auslandseinsätze fortgeführt wurden.

In ähnliche Dimensionen sind die Red Hot Chili Peppers mit ihrem musikalischen Werk schon vor längerer Zeit vorgestoßen – und das weltweit. Eine der letzten großen Konstanten in einer immer unübersichtlicheren Welt eben. Und so hat eine Stellungnahme von Sänger Anthony Kiedis den gleichen Stellenwert wie die eines US-Senators und das zuletzt befürchtete Ende der Band nach "Stadium Arcadium" ließ die millionenstarke Fangemeinde zittern.

Doch wie es mit den großen Konstanten so ist: Wenn sie nicht im Jenseits verschwinden, dann kehren sie zurück; im Fall der Red Hot Chili Peppers mit einer vierzehn Songs umfassenden Platte, die auf den bedeutungsschweren Titel "I'm With You" hört. Der Name des Albums ist ausgerechnet dem Hirn des Mannes entsprungen, dem bis dato die meiste Skepsis der Fans entgegenschlägt: Josh Klinghoffer, neuer Gitarrist und Erbe des aus persönlichen und künstlerischen Gründen ausgeschiedenen John Frusciante. Keine einfache Aufgabe für Klinghoffer, der dem Alter nach durchaus der Sohn der etablierten Bandmitglieder sein könnte. Blickt man auf die bewegte Geschichte der Band, müsste ein Teil der Skepsis allerdings weichen: Schließlich haben es die Peppers geschafft, eine ganze Reihe an Abgängen zu verkraften.

"Wir hatten noch 'ne Menge im Tank – und einiges zu sagen", erklärt Sänger Kiedis den Antrieb, das zehnte Studioalbum in Angriff zu nehmen. Und so ist im Laufe der vergangenen Jahre eine Platte herangereift, die – den äußeren Umständen geschuldet – etwas von allem zurücklässt, was die Chili Peppers bislang ausgezeichnet hat, und die trotzdem die eigene Geschichte nicht leugnet. Da ist zum Beispiel "Brendan's Death Song", ein Zwitter aus tieftrauriger Ballade und treibendem Rock-Song, wie ihn nur die Kalifornier schreiben können. "You are love, you are the love supreme / you are the rise / and when you hear this / you'll know it's your jam / it's your goodbye", singt Kiedis für Brendan, einen kürzlich verstorbenen, schottischen Weggefährten aus den Anfangstagen der Band.

Insgesamt ist "I'm With You" aber weitaus weniger melancholisch als z.B. "Californication". Vielmehr versprühen die Peppers den Eindruck, als wollten sie das Repertoire, das sie in 28 Jahren aufgebaut haben, um weitere Nuancen ergänzen. Stolz verweist Kiedis auf "Did I Let You Know", den ersten Song, in dem sich die Band afrikanischer Klänge angenommen hat. Kongas, Trompeten und Background-Chor werden dezent eingebettet in ein typisches Funk-Gewand. Die Gegensätze aus traditionellen Instrumenten und der dumpfen E-Gitarre machen "Did I Let You Know" zu einem der interessantesten neuen Songs. Gleiches gilt für "Police Station", eine fröhliche RHCP-Ballade, die gänzlich unerwartet von einem traurigen Klavierpart und einer heulenden Gitarre durchschnitten wird. An allen Ecken und Enden von "I'm With You" gibt es Details zu entdecken. Dabei erscheint alles Neue aber weitaus subtiler, als man es vielleicht erwartet hätte: Dank der sensiblen Produktion von Rick Rubin fügen sich Alt und Neu zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen.

Und dann gibt es noch die klassischen Bretter mit Hit-Potential. Zahlenmäßig sind sie gegenüber der eher poppigen Mehrheit in der Unterzahl, und ob beispielsweise der Opener "Monarchy of Roses" oder "Goodbye Hooray" je in die Liga der beliebtesten Songs der Kalifornier vorstoßen werden, wird erst die Zeit zeigen. Trotzdem ist wichtig, dass die Peppers den Ursprüngen des Rock nicht den Rücken kehren. Dass auf Anhieb kein "Über-Song" wie "Dani California" oder "Californication" dabei ist, ist gar nicht so wichtig. Es kann dem Album als Gesamtwerk nur gut tun. Letztlich ist "I'm With You" sowieso eine Platte, die Zeit braucht, um zu wachsen.

Mischa Karth

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Erste Single "The Adventures Of Rain Dance Maggie"

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