Rezension

Puscifer

Existential Reckoning


Highlights: Bread And Circus // Apocalyptical
Genre: Elektro-Rock
Sounds Like: A Perfect Circle // Tool // Peeping Tom // Dj Shadow

VÖ: 30.10.2020

Lange Zeit galt Maynard James Keenan als einer dieser Sänger, die auch einfach das Telefonbuch laut vorlesen könnten und es wäre gut geworden. Während er mit Tool ganze 13 Jahre brauchte, ehe ein neues Album herauskam, sind es mit Puscifer im gleichen Zeitraum vier Alben und diverse andere Veröffentlichungen wie Remixe oder EPs. Titel, Cover und Auftreten ließen Puscifer wie ein Comedyprojekt wirken, bei dem Keenan einzig festes Mitglied war, musikalisch hingegen waren die bisherigen Aufnahmen durchaus ernst zu nehmen, wie etwa zuletzt „Money Shot“ 2015.

„Existential Reckoning“ sticht nun aus dieser Reihe heraus – allerdings im Negativen. Stilistisch bieten Puscifer hier auf eine Stunde verteilt recht seelenloses Elektrogeplucker, über dem abwechselnd der Sprechgesang Keenans und die Stimme von Carina Round liegt. Für sich genommen ist keins der zwölf neuen Stücke schlecht, nur bleibt die Abwechslung nach „Bread And Circus“, „Apocalyptical“ und „The Underwhelming“ bereits auf der Strecke. Der Mix aus TripHop, Lofi-Ambient, Rockeinflüssen und Billigkeyboardtönen ist genau so lange spannend, bis er ständig wiederholt wird.

Hinzu kommt, dass Keenan wie auch schon beim letzten Tool-Album oder A Perfect Circles „Eat The Elephant“ kaum mehr in richtigen Gesangsspuren (oder gar schreiend) unterwegs ist, sondern schlichtweg monoton erzählt. In seinen anderen Projekten kann dies das Soundumfeld noch ausgleichen, beziehungsweise andere Schwerpunkte setzen, hier fehlt genau das – zumal Carina Round sich hier auch nicht besonders prägnant einbringt. Je nachdem, wie ernst Puscifer zu nehmen sind, ist das entweder enttäuschend oder egal – ärgerlich wäre es nur, einen der beiden „großen“ Namen der anderen Bands für dieses Album herzugeben. Ein klein wenig Enttäuschung entsteht hier wohl vor allem daraus, dass sich die Vorgänger trotz aberwitziger Titelgebung doch sehr vernünftig angehört haben.

Klaus Porst

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