Rezension

Protest The Hero

Fortress


Highlights: Bloodmeat // Bone Marrow
Genre: Chaos-Metalcore
Sounds Like: Iron Maiden // Killswitch Engage // Between The Buried And Me

VÖ: 15.02.2008

Kartoffelbrei. Nadelbaum. Borussia Dortmund. Nierenversagen. Kyoto-Protokoll. Katzenurin. Der Schimmelreiter. Schokopudding. Einkommenssteuer. Dreirad. Telefonkette. Angelausflug. Synkopierter 7/8-Takt. Brechreiz. Setzen Sie die eben genannten Begriffe bitte in einen syntaktisch-logischen Zusammenhang. Wie, „das geht nicht“? Probieren Sie's! Gleich vorweg: Die richtige Antwort werden Sie hier aber nicht finden, der Autor weiß sie nämlich auch nicht. Allerdings ist dieser in der Lage, Sie an andere Mitleidende zu vermitteln, die bereits ähnliche Aufgabentypen zu bewältigen hatten und Ihnen vielleicht helfen könnten. Also ruhig weiter probieren.

Klappt's immer noch nicht? Na gut, dann die Hilfestellung: Es gibt da fünf Kanadier, die sich Protest The Hero nennen und 41 Minuten Musik aufgenommen haben, die unter dem Titel „Fortress“ erscheinen. Hören Sie sich deren Lösungsvorschlag doch einmal an: Er ist interessant, denn die rein syntaktische Verknüpfung ist hier gelungen, allerdings wurde die zu bearbeitende Aufgabenstellung insofern missachtet, als eine logische Komponente nicht auffindbar ist. Zu beachten ist dabei, dass die Qualifikation dieser fünf Herren durchaus herausragend ist und einige Ansätze der Lösungsfindung weitestgehend fundiert wirken.

Auch genug vom Akademiker-Gefasel? Soll auch reichen. Um dem Problem dieser Platte auf den Grund zu kommen, muss man sich unverweigerlich erstmal fragen, was da denn überhaupt vorgefallen ist. Ein mögliches Szenario wäre das des Krümelmonsters, welches sich einen Tag vor dem Release ins Studio schlich, das Mastertape zu „Fortress“ fraß und es der Band in Einzelteilen vor die Füße kotzte. Die friemelte das Ding dann auf die Schnelle wieder zusammen – das Ergebnis ist ein durcheinandergewürfeltes Hickhack, eine Addition von 94 Einzelparts, an deren Ende kein Ergebnis steht. Viele dieser Versatzstücke gefallen dabei sogar, was vor allem daran liegt, dass diese Band (sowie gesangs- als auch instrumental-) technisch zum Ausgefeiltesten und Präzisesten gehört, was der moderne Metal seit langer, langer Zeit sehen durfte. Es ist schon schade. Und so wird sich an aufgrund dieser Art von Songwriting nicht nur - wie bereits geschehen - unsere Redaktion, sondern vermutlich die übrige Hörerschaft als polarisiert wiederfinden. Befürworter dürfen sich an 24/7-Tonleitermarathonläufen, an unmöglich krassen Breaks und epileptischem Rythmuseskapaden satt hören, Gegner belustigen sich erstmal an der Bezeichnung „Song“ für das, was diese Platte in zehn Stücke zu teilen scheint und fühlen sich schnell von Gegniedel und pathetischen Streicherwänden verarscht.

Es ist mit dieser Platte, als ob die Freundin plötzlich mit erwartungsvollem Blick in Goldkette, Daunenweste, Blazer, Minirock, Strapsen, Tennissocken und FlipFlops in der Türschwelle stünde: Einzelne Teile sind heiß, andere weniger. Im Gesamtbild sieht das aber ziemlich scheiße aus.

Gordon Barnard

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