Rezension
Preoccupations
Preoccupations
Highlights: Anxiety // Memory // Stimulation // Fever
Genre: Post-Punk // Noise
Sounds Like: Joy DIvision // Interpol // Parquet Courts // Viet Cong
VÖ: 16.09.2016
„Preoccupations“ ist sozusagen das zweite Debütalbum – und wann gibt’s das schon – von Matt Flegel, Mike Wallace, Scott Munro und Daniel Christiansen. Die vier Kanadier nannten sich mit der letzten, auch selbstbetitelten Platte noch Viet Cong. Dass das geschichtlich nicht unbedingt ideal ist und die Grenze zu akzeptierbarer Verstörung, Radikalität und Eindringlichkeit überschreitet, wurde der Band nach öffentlichem Aufsehen bewusst. Lange wurde ein neuer Name gesucht, mit Preoccupations ist er gefunden.
Was sich weniger geändert hat, ist die Musik. Sie hat immer noch die selbe Ausrichtung, lauter, dunkler Post-Punk. Doch die Herren haben es tatsächlich geschafft, in ihrem Schaffen noch eindringlicher, noch dichter zu werden. Das zweite Debütalbum ist noch einen Ticken wütender als das erste, der Gesang noch eine Ecke rauer, Preoccupations klingen wie eine richtig angepisste Version der ersten – und besten – Interpol-Platte. Denen sie schon jetzt eines voraus haben: Ihr erstes Album ist nicht ihr bestes. Doch nicht nur der Gesamteindruck überzeugt – er setzt sich auch aus großartigen Songs zusammen. Hier besticht die Vielfalt, und die Unvoreingenommenheit durch herkömmliche Songstrukturen oder -längen. Was gesagt werden muss, wird gesagt, unabhängig vom Format. Der kürzeste Song dauert knapp über eine Minute, der längste fast zwölf.
Besagtes „Memory“ ist das Herzstück der Platte und der eine Übersong, den Preoccupations uns scheinbar auf jedem Album liefern wollen. Auf dem ersten Debüt war das „Death“ und stand am Ende, „Memory“ ragt mittendrin aus dem Schaffen heraus. Wie der Song aus anfänglicher Rauheit nach und nach aufbricht, im Mittelteil dann jeden Die-Hard-Joy-Division-Fan sehr glücklich macht und letztlich im Drone verendet, das ist mehr als gekonnt. So viel Vielfalt in einen Song, in ein ganzes Album zu stecken, das schaffen in diesem Genre im Moment wenige Bands so gut wie Preoccupations. Mal sehen, ob die vier Kanadier das Niveau auch auf ihrem ersten wirklichen Zweitwerk halten können. Es spricht wenig dagegen.
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