Rezension

Pop Levi

Never Never Love


Highlights: Everything & Finally // Call The Operator // Fountains Of Lies
Genre: Glam-Bastard-Pop
Sounds Like: Kings of Leon // Marc Bolan // Velvet Underground // Prince

VÖ: 11.07.2008

Schon Pop Levis Erstling „The Return To Form Black Magick Party“ machte klar, ein Freak ist am Werk. Ganz tief aus dem Glam heraus entwickelte der nicht ganz so kleine Jonathan seine eigene Definition des Pop. Schwankte das auf dem Debüt vor allem zwischen Marc Bolan, Lou Reed und David Bowie, fügt der ehemalige Ladytron-Bassist auf „Never Never Love“ noch gehörige Portionen Crazy Frog™ und Prince™ dazu.

In diesem Spannungsfeld drechselt Mr. Pop dreizehn absurd fantastische Meisterwerke, die den Hörer mit Sicherheit sprachlos und verwirrt, aber nicht unbedingt begeistert hinterlassen. Besonders das stimmlich gepitchte schwedenpoppige „Mai’s Space“ wirft mit seiner gutgelaunt eingängigen Harmlosigkeit arge Rippelmarken auf die Stirn. Ein Song gemacht für den Nummer-Eins-Spot der Klingeltoncharts. Doch folgt gleich mit „You Don’t Gotta Run“ eines der Lieder, die „Never Never Love“ so bemerkenswert machen. Wiederum steht der Pop in der Mitte, erscheint es leicht kitschig, doch vor allem ist es einfach eine großartige Ballade. Erneut den vorhergehenden Song kontrastierend und doch sich vollkommen harmonisch anschließend – bzw. Seite 2 der Vinyl eröffnend – präsentiert sich als nächstes mit „Oh God (What Can I Do?)“ die bereits vom Debüt bekannte zeitgemäße Umsetzung des Glamrock, um den Staffelstab bei „Everything & Finally“ dem Funk zu überreichen.

Von Aqua über Kings of Leon zu Prince in vier Songs und das, ohne peinlich zu werden. Welches Album hat das zuletzt geschafft? Natürlich ließe sich Pop Levis Pop-Bastard „Never Never Love“ vorwerfen, bei aller Perfektion der Produktion sei es doch eher ein Krabbeltisch als eine Edelboutique, aber das wäre sowohl voreilig als auch unfair. Das Debüt wurde an dieser Stelle als „auf gute Laune getrimmt“, „konstruiert“ und „verkopft“ beschimpft und dabei gelobt, keine schwachen Songs zu enthalten? Gut gelaunt und ohne echte Schwäche zeigt sich auch der Nachfolger. Ebenso verwendete Pop Levi sicherlich eine Menge Gehirnschmalz auf Text und Komposition. Den Unterschied jedoch macht – und da steht ganz vorne die Herzschmerz-70er-Jahre-Piano-Ballade (mit Beat) „Calling Me Down“ – ,dass in jedem Moment durchscheint, mit wie viel Herz dieses Album gemacht ist. Das gilt nicht nur für erwähnte Tracks, sondern ebenso für die hier unter den Tisch fallenden zwischen „Wannamama“ und „Fountain of Lies“.

Musik tendiert dazu, als Untermalung von Geschehnissen zu taugen oder verwendet zu werden. Sei es in den eigenen Assoziationen, in filmischen Dokumenten oder Inszenierungen oder im wahren Leben. „Never Never Love“ lässt einen in seiner gelegentlich absurden, aber immer seelenvollen Aneinanderreihung und kreativen Dienstbarmachung von Elementen der Pophistorie gespannt darauf warten, welche Momente zu dieser Musik passen werden.

Oliver Bothe

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