Rezension

Polar Bear Club

Clash Battle Guilt Pride


Highlights: Pawner // Screams In Caves // Kneel On Nails // Religion On The Radio
Genre: Post-Hardcore // Punk
Sounds Like: Hot Water Music // Jawbreaker // Leatherface

VÖ: 16.09.2011

Eine kurze Geschichte des Flanellhemds: Das perfekte Kleidungsstück in kalten Winterstunden, wenn der Wind pfeift, die Laune am Boden ist und man sich einfach nach Wärme sehnt. Dafür allerdings auch ungefähr so stilvoll wie sich einfach einen Jutesack überzustülpen. Aus diesen Gründen also wohl eher für den Holzfällertyp (es wird ja nicht umsonst auch Holzfällerhemd genannt), der sich trotzdem nicht für seine Gefühle schämt, als den stilbewussten Indienerd geeignet. Wundert sich da immer noch jemand, dass bestimmte Punkbands immer wieder mit diesem Kleidungsstück assoziiert werden?

Hierzu könnten unter anderem Hot Water Music gezählt werden, deren Frontmann Chuck Ragan seine Männerlyrik gerne auch solo vorträgt, oder (schon länger Everybody's Punkdarling) The Gaslight Anthem – Polar Bear Club fügen sich nahtlos ein. War „Living Saints“ vom Album „Chasing Hamburg“ bereits für seine Kantigkeit eine wahre Stadionhymne, will dessen Nachfolger nun genau dort wieder ansetzen: I've gotta take my grab at something great wird bereits in „Pawner“ proklamiert, und „Clash Battle Guilt Pride“ streckt dafür beide Arme aus.

Denn was hier ganze elf Male gelingt: Songs zu schreiben, deren Melodien, Strukturen, Texte sie einen um den anderen zu regelrechten Hits machen, die aber immer noch genügend Ecken und Kanten haben, um nicht anbiedernd zu wirken. „Kneel On Nails“ verkörpert diesen leistenbrechenden Spagat gleich auf mehreren Ebenen: Da trommelt Tyler Mahurin wie ein Derwisch über Gitarrenriffs, die auch von Blink 182 hätten stammen können, und Inhalte wie for you I'll kneel on nails sind kaum weniger intensiv, aber um ein Vielfaches weniger verbraucht als so manche andere Liebesbekundung. Auch wenn das von ihnen abgesteckte musikalische Feld doch relativ übersichtlich ist, dürfen Polar Bear Club die größten Chancen auf den diesjährigen Titel der Band, die man am liebsten als besten Freund hätte, zugeschrieben werden – und so sollte man dann das alte Flanellhemd vielleicht doch mal wieder bügeln: Passender kann man nicht gekleidet sein, wenn man der Band beim nächsten Clubgig mit einem großen Dankeschön um den Hals fällt.

Jan Martens

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