Rezension
Pianos Become The Teeth
Wait For Love
Highlights: Charisma // Bitter Red // Dry Spells // Love On Repeat
Genre: Indie // Emo
Sounds Like: Dredg // Circa Survive // The Hotelier // We Were Promised Jetpacks
VÖ: 16.02.2018
Es brauchte zwei Alben für Sänger Kyle Durfey, um den Tod seines Vaters musikalisch zu verarbeiten. Zuerst die wütende, unverständliche Reaktion („The Lack Long After“), dann die tiefe, stille Trauer („Keep You“). Dies brachte auch gleichzeitig einen Stilwechsel von Pianos Become The Teeth mit sich. Von der Post-Screamo-Irgendwas-Band zu einem erwachsen gewordenen Quintett, das irgendwo zwischen Emo und Indie sein eigenes Zelt aufgeschlagen hat. Die Neuorientierung hatte sich beim entwaffnenden Vorgänger bereits voll ausgezahlt. Ein Album, das niemanden ungerührt zurück gelassen hat. Ein Genre-Meisterwerk. Die spannende Frage ist natürlich: Wie geht es danach weiter?
Der Einstieg in „Wait For Love“ lässt gar nicht erst langes Rätselraten zu. Mit deutlich mehr Uptempo setzen PBTT eine positivere Grundstimmung. Schlagzeuger David Haiks, der auf dem Album ohnehin eine zentrale Rolle spielt, treibt „Fake Lightning“ in einem wahren Drumgewitter nach vorne. Alle Zeichen stehen auf Neuanfang. Auch die beiden fantastischen ersten Singles „Charisma“ und „Bitter Red“ ziehen das Tempo an. Doch damit kein falscher Eindruck entsteht: Natürlich macht die Band aus Baltimore jetzt keine Feelgood-Songs. Die melancholische Ausrichtung bleibt bestehen. Dafür sorgt in erster Linie Kyle Durfey, der weiter an seiner Stimme gearbeitet hat und mit unglaublich schönen Gesangslinien jedes Stück noch einmal auf ein neues Niveau hebt.
Man merkt den Songs auf „Wait For Love“ ebenfalls an, dass die Arrangements deutlich vielfältiger und ausgereifter sind als in der Vergangenheit. Gerade die Gitarren präsentieren sich extrem wandelbar. Mal sphärisch (das Ende von „Bitter Red“), mal pointiert („Dry Spells“), mal bissig („Blooy Sweet“). Es kommt nicht von ungefähr, dass als Referenz immer mal wieder Dredg zu ihren besseren Zeiten vor dem geistigen Ohr auftauchen. Gesang, Drums und der Gitarrensound beider Bands liefern viele Schnittpunkte und dennoch bleibt die Eigenständigkeit gewahrt.
Ähnlich wie bei „Keep You“ gilt auch für „Wait For Love“: Viele Songs entwickeln sich erst bei intensiverem Hören. Dann werden aus zuerst unscheinbar anmutenden Stücken richtige Perlen, die man nicht mehr missen möchte. So steht am Ende dann ein Album, das über die komplette Spieldauer mit großartigen Momenten aufwartet und nicht einen Ausfall vorzuweisen hat. Definitiv auf Augenhöhe mit dem Vorgänger und das ist eine Leistung, die man gar nicht hoch genug bewerten kann. Pianos Become The Teeth haben auf so vielen Ebenen eine erstaunliche Entwicklung hingelegt und man kann sich nur darüber freuen, wohin diese als nächstes führen wird.
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