Rezension
Peggy Sue
Acrobats
Highlights: Cut My Teeth // Parking Meter Blues // There Always Was
Genre: Indie-Rock // Indie-Elektrorockpunk // zu erahnender Folk
Sounds Like: P.J. Harvey // Codeine
VÖ: 30.09.2011
Tiefer Bass. Behäbige E-Gitarre. Kein Sing-Sang-Refrain. Nichts dreht sich leicht: bleiern schwingen die Pirouetten. Die Luft steht. Ohne inne zu halten, bauen wir uns vor den drei Peggys auf und trotzen sie an: Jetzt mal Butter bei die Fische, Leude! Habt ihr euch zu eurem Debüt das Gesicht mit Zuckerwatte gepudert oder ist es eure aktuelle Platte, für die ihr euch hinter nachtschwarzen Masken versteckt?
Schon erste Takte von „Acrobats“ sprenkeln einem fundamentale Fragezeichen in die Ohren: Wer sind diese drei EngländerInnen eigentlich? Zu „Fossils And Other Phantoms“ gefielen sie sich zumindest noch darin, die freakigere Ausgabe des Brit-Folk zu sein und dabei trotzdem mit Mumfords Söhnen auf einer Bank Platz zu nehmen. Diese Sitzgelegenheit wird nun von dem Trio zerhackstückt. Dass ihnen Produzent John Parish (PJ Harvey) die Axt dazu gereicht hat, darf durchaus in Erwägung gezogen werden: eine manchmal hörbare, frühe Polly Jean legt dafür Zeugnis ab. Wohl auch den Schalter zur Elektronik könnte Parish den Peggys gezeigt, wenn nicht sogar für sie umgelegt haben.
Die alte Konstante „Folk“ verblasst hier nun aus Peggy Sue's Sound, was aber bleibt, sind Rose und Katy, die immer noch das dunkelgefärbte Jaulen der jeweils anderen in tiefdramatischen Texten wie there’s trouble in my blood / there always was / there always was oder desillusionierenden Worten wie what you thought was gold / was only flesh and bone / So flesh and bone is all you’ll own beenden und Olly, der stets für den richtigen Rhythmus der ganzen Angelegenheit sorgt. Dieser gibt sich hier schleppender als zuvor, Eingängigkeit lässt sich auch nicht finden und am Ende ist das, was das Trio aktuell zusammenkumuliert, trocken-morbider Indie-Rock mit elektrisch-punkigem Einschlag.
Der Weg, den Peggy Sue hier also wählen, ist ein völlig anderer, als ihr Debüt hätte erwarten lassen. Das heißt aber trotzdem nicht, dass sie sich deshalb verlaufen würden. Im Gegenteil: Sobald „Acrobats“ mal warmgelaufen ist, kühlt es auch nicht mehr ab.
Ob Peggy Sue sich nun zuvor dem Brit-Folk angeglichen haben, weil die Gelegenheit dazu günstig war, oder ob durch das neue Album einfach eine Weiterentwicklung beschrieben wird, steht in den Sternen. Wenn es welche gibt. Denn, wie es scheint, schlafen die Peggys nur unter tiefwolkigen, verzweifelt-sternenfreien Himmeln.
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