Rezension

Patrick Watson And The Wooden Arms

Wooden Arms


Highlights: Beijing // Wooden Arms // Big Bird In A Small Cage // Man Like You
Genre: Singer-Songwriter
Sounds Like: Ed Harcourt // Jeff Buckley // Antony & The Johnsons // Tom Waits

VÖ: 15.05.2009

Die Erwartungen an Patrick Watsons neues Album waren hoch und das zurecht. Kaum einer konnte sich vor zwei Jahren der Magie von „Close To Paradise“, diesem wunderbar atmosphärischen Werk entziehen, mit dem sich Watson problemlos in die erste Liga des Singer-Songwriter-Genres hievte. Es folgten ausgiebige Touren rund um den Globus, an die sich unmittelbar der Aufnahmeprozess für „Wooden Arms“ anschloss. Was hat man also zu erwarten?

„Wooden Arms“ ist keineswegs so karg, wie das schlichte Albumcover vermuten lässt. Vielmehr hat man das Gefühl, dass alle Eindrücke, die die Band in den letzten Jahren aufnahm, auf dieses Album gebannt wurden. Dass die Erfahrungen als Band eine wesentliche Bedeutung bei der Entstehung von „Wooden Arms“ hatten, lässt sich auch daraus schließen, dass diese sich nun im Namen wiederfindet. Patrick Watson heißt nun nämlich „Patrick Watson And The Wooden Arms“. So sind die auf diesem Album zu hörenden Songs weit mehr als Songwriter-Stücke nach klassischem Muster. Häufig arten sie zu vielschichtigen Konstrukten aus, die sich nicht so einfach bändigen lassen. Insbesondere rhythmisch wirkt „Wooden Arms“ sehr komplex und verlangt hohe Aufmerksamkeit. Patrick Watson And The Wooden Arms beschränken sich nicht auf ein einfaches Drumset in ihren Mitteln. Häufig klappert es nervös im Hintergrund, und selbst die Streicher werden gerne mit harten Pizzicati perkussiv eingesetzt.

Mit einem bedrohlichen Rauschen eröffnet „Fireweed“ das Album, und gespannt wartet man, was passieren mag. Statt eines bombastischen Streichorchesters geben aber matte Gitarrenpickings die Richtung vor, und Patrick Watsons an Thom Yorke erinnerndes Falsett lässt den Song davonschweben. Hat man sich mit dem energetischen „Tracy’s Water“ und dem zwielichtigen „Beijing“, das alle Facetten dieser Stadt in vier Minuten unterzubringen scheint, durch die ersten Songs gearbeitet, ist mit dem angenehm altmodischen Titelsong zum ersten Mal Durchatmen gestattet. Das zerbrechliche Instrumental „Hommage“ erhebt sich aus den Trümmern, welche die kraftvollen ersten Songs zurückgelassen haben. „Wooden Arms“ lebt von den Kontrasten, die sich unter anderem durch die Anordnung der Songs ergeben. „Big Bird In A Small Cage“, der anmutigste Song des Albums, wirkt nach dem ruppig polternden „Travelling Sailsman“, das sich kaum auf den eigenen Beinen halten kann, umso intensiver. Von Klavier und Banjo getragen, besticht der Song insbesondere durch die wunderbar harmonierenden Stimmen von Patrick Watson und Katie Moore. Nach und nach fügen sich die einzelnen Elemente des Songs zusammen wie die Zahnräder eines Getriebes, und in beschwingtem Tempo verschwindet der Song in der weiten Landschaft. „Down At The Beach“ zeigt besonders deutlich die experimentellen Züge von „Wooden Arms“ auf, wirkt in seiner überwältigenden Vielschichtigkeit jedoch eher als eine Art Überleitung zu der ergreifenden Song-Perle „Man Like You“, die wieder einmal deutlich macht, dass man mit Akustikgitarre und einer guten Stimme alles erreichen kann.

Patrick Watson And The Wooden Arms haben mit diesem Album alles richtig gemacht. „Wooden Arms“ verlangt einem zwar Einiges ab, wer jedoch bereit ist, hier zu investieren, wird mit einem tiefgründigen und fesselnden Werk belohnt, das einen nicht mehr so schnell loslassen wird.

Kilian Braungart

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!