Rezension

Pantha Du Prince

Black Noise


Highlights: ---
Genre: House
Sounds Like: Efdemin // Christian Naujoks // Paul Kalkbrenner

VÖ: 05.02.2010

Nene, Henrik Weber hat als Pantha Du Prince keine neue Platte rausgebracht. Es handelt sich hier um die grandiose und viel bejubelte Black Noise, die bereits im Februar erschien. Bevor ich hier Gründe, die durchaus vorhanden sind, und Entschuldigungen für diese verspätete Rezension liefere, möchte ich auf der Pro-Seite eins wahrgenommen wissen: Eine Rezension, die 3 Monate nach erscheinen der Platte entsteht, lässt keinen Zweifel am Gesagten, sprich: Der Höreindruck, wenn man es im Falle einer so langen Phase der Beschäftigung mit der Musik überhaupt so nennen mag, ist gänzlich vom Vorwurf der emotionalen und spontanen Beurteilung frei zusprechen.

Bereits This Bliss war eine zweifellos brilliante Platte. Ein Housealbum, das in seiner Zärte und Einfühlsamkeit viele Indietronicisten ansprach und dabei dennoch eine gewisse Kälte ausstrahlte. So verhält es sich auch bei Black Noise. Das titelgebende Phänomen beschreibt die unhörbare, unterschwellige Frequenz, die bei einem Erdrutsch, einer Lawine oder einem Erdbeben entsteht. Grund für diesen Titel ist ein fast 200 Jahre zurückliegendes Ereignis in den Schweizer Alpen, als ein Erdrutsch ein ganzes Dorf unter sich begrub. Bei Field Recordings hielt sich Weber nämlich genau an jenem Ort auf, ohne es zu wissen. Als er später erfuhr, was für symbolträchtige Sounds er dort aufgenommen hatte, war der Weg geebnet für etwas, das man an dieser Stelle einfach mal Konzeptalbum nennen kann. Denn nicht nur im romantischen Cover-Artwork (einem Gemälde des Örtchens St. Batholomä am Königssee) spiegelt sich die Naturgebundenheit dieser Platte, die ja immerhin eine Techno/House-Platte ist. In Titeln wie „Bohemian Forests“, „Es Schneit“ oder „Welt Am Draht“ spiegelt sich das Erdige, Ursprüngliche, das die ganze Platte wie ein Schleier umhüllt. Wie gekonnt Weber in seinem Studio in Kreuzberg die Naturgeräusche mit künstlich produzierten Klangwelten verwoben hat, wird jedem deutlich, der versucht, authentische von plastischen Sounds zu trennen. Und so ist Black Noise ein in sich homogenes Album, das keinen Platz für Kritik lässt. Selbst das fast poppig zu nennende „Stick To My Side“, dem Panda Bear seine Animal-Collective-typischen Vocals leiht, ist durch gekonnte Ein- und Ausleitung perfekt in den Kontext der kristallklar produzierten, ohne stimmlichen Einsatz auskommenden Platte gebettet.

Wie der Bass hier die klirrende und klingelnde Verklanglichung von Kälte und Natur, von Schnee und Bergen, von einer Hütte ohne Internet und Fernsehen, dafür mit einem wärmenden Feuer, vorantreibt und zu einer musikalischen Offenbarung werden lässt, ist fast schon unfassbar. Die Zeit hat jedoch gelehrt, dass selbst in der Zeit, in der Temperaturen ansteigen und die Winterjacken im Keller verbannt werden, das Auflegen dieser Platte zu einer gleichbleibenden Befriedigung führt, die in diesem Jahr nicht viele Platten aus der großen Genrekiste „Techno“ zu leisten im Stande sind.

Andreas Peters

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