Rezension

Pallbearer

Foundations Of Burden


Highlights: Worlds Apart // Foundations // The Ghost I Used To Be
Genre: Doom-Metal
Sounds Like: Shrinebuilder // Neurosis // Black Sabbath // Cult Of Luna

VÖ: 22.08.2014

Wohl kaum ein Metal-Album wurde dieses Jahr so heiß herbeigesehnt wie „Foundations Of Burden“ von Pallbearer. Das Quartett aus Little Rock, Arkansas, kam vor zwei Jahren mit seinem Debüt „Sorrow And Extinction“ quasi aus dem Nichts und eroberte über Nacht die Herzen sämtlicher Kritiker und Doom-Metal-Anhänger. Dabei war es nicht mal so, als hätte Pallbearer irgendetwas neu erfunden. Nein, sie überführten einfach ein über 30 Jahre altes Genre konsequent in die Neuzeit – ohne zusätzlichen Schnickschnack, einfach mit einem modernen Sound. Das funktionierte dermaßen gut, dass selbst eher genrefremde Medien wie Pitchfork die Band in die höchsten Höhen lobten und mit Auszeichnungen überschütteten.

Ganz schön viel Druck also im Vorfeld des zweiten Albums. Pallbearer beweisen mit „Foundations Of Burden“ aber eindrucksvoll, dass der Triumphzug nicht unter falschen Vorschusslorbeeren stand. In sämtlichen Kategorien stellt der Zweitling einen klaren Fortschritt zur ersten Platte dar. Das fängt schon bei der großartigen Produktion von Billy Anderson (u.a. Melvins, Neurosis, Jawbreaker) an, die dermaßen mächtig klingt, dass selbst der ausgelutschte Begriff „tonnenschwere Gitarrenriffs“ ausnahmsweise mal buchstäblich zu verstehen ist und die Drums vor dem inneren Auge monströs groß erscheinen lässt. „Das gehört sich bei Doom-Metal doch so!“, mag manch einer jetzt empört einwerfen. Dieser Einwand wird aber spätestens in den letzten zwei Minuten des Openers „Worlds Apart“ brutal aus dem Weg gewalzt. Was für eine Wall of Sound ist das denn bitte schön?

Handwerklich sowieso auf höchstem Niveau, verstehen es Pallbearer auch einfach verdammt gut, aus melodiösem Songwriting einerseits und dem Gespür für hochkomplexe Songstrukturen andererseits zehnminütige Monolithe zu formen, die über jeden Zweifel erhaben sind. Man positioniert sich so geschickt zwischen der Tradition von Bands wie Black Sabbath und progressivem Doom-Metal, wie ihn Bands wie Neurosis über die vergangenen Jahre prägten. Ein solches Bindeglied scheint ganz offensichtlich gefehlt zu haben. Jetzt nicht mehr. Aprospos Black Sabbath: Eine weitere Parallele ist natürlich der Gesang von Sänger Brett Campbell, der sehr stark an den jungen Ozzy Osbourne erinnert. Nachdem dies beim Debüt-Album noch nicht so ganz herausklang, wird es nun auch überdeutlich.

Fünf im wahrsten Sinne des Wortes übergroße Songs liefert „Foundations Of Burden“ (über das ziemlich verunglückte Interlude „Ashes“ hüllen wir den Mantel des Schweigens). Eine Wucht von einem Album, das andere härtere Bands erstmal in den Schatten stellt. Erschreckenderweise hat man trotzdem irgendwie das Gefühl, dass da noch mehr gehen könnte. Dass Pallbearer hohe Messlatten relativ egal sind, haben sie hiermit jedenfalls bewiesen.

Benjamin Köhler

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