Rezension

Olli Schulz

S.O.S. – Save Olli Schulz


Highlights: Wenn Es Gut Ist // Ich Kenn’ Da Ein // Spielerfrau // Danke An Alle
Genre: Singer/Songwriter
Sounds Like: Bernd Begemann & Die Befreiung // Gisbert Zu Knyphausen // Jochen Distelmeyer

VÖ: 16.03.2012

Olli Schulz ist schon ein Fuchs. Immer wieder schafft er es, zu überraschen – und zwar damit, dass er genau das Gleiche tut wie immer. Vor jeder neuen Platte das Mutmaßen: Ist Olli Schulz nun langsam mit den Jahren wohl doch der Humor abhanden gekommen? Hat der sich jetzt endlich mal entschieden? Und die Antwort auf diese Fragen lautet 2012 wie gewohnt “Nein”, und zwar mit einem dicken Ausrufezeichen.

Auch auf “SOS – Save Olli Schulz” gibt es also nach wie vor tiefsinnige Songs über die Liebe und das Leben und alles, was sonst noch dazu gehört, direkt neben großartigem Quatsch in Liedform gegossen, nur unterbrochen von kurzen, gesprochenen, wohl spontan mitgeschnittenen aberwitzigen Aufnahmen. Und apropos spontan: das gesamte Album wurde live im Studio eingespielt. Schließlich ist allgemein bekannt, dass der Hamburger immer dann am besten ist, wenn er auf einer Bühne steht. Dann reißt er das Publikum mit, bringt es zum Singen und zum Lachen – vielleicht sollte man die Touren besser als Olli Schulz’ Varietéshow anpreisen. Den ganzen Charme eines solchen Konzerts einzufangen, ist hier natürlich nicht gelungen, aber es ist ein gutes Album geworden.

Am besten ist Olli Schulz wie gewohnt dann, wenn er es schafft, den Hörer mit seinen Erwartungen zu überraschen. Bestes Beispiel dafür sind “Koks & Nutten” und “Danke an alle”. Ersteres ist trotz des Titels keineswegs klamaukig, sondern eine Ballade über den Absturz eines Musikers, und wer bei dem Schlussstück des Albums mit einem bei allen möglichen anderen Bands so beliebten Dankeslied an die Fans rechnet, der kennt Olli Schulz schlecht: Es gibt zwar ein – sogar sehr ausführliches – Dankeschön, aber eben nicht an die Hörer, sondern an jeden einzelnen Buchstaben des Alphabets sowie an die Musikinstrumente und natürlich auch an den Sessel, in dem sitzend Herr Schulz die neue Platte erdacht und aufgenommen hat. Ein würdiger Abschluss für ein gewohnt hochklassiges Album.

Das einzige, was man dem Hamburger wohl vorwerfen müsste, ist eben seine Unentschiedenheit. Es wäre wahrscheinlich langsam mal an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen oder besser gesagt ein Doppelalbum oder dergleichen: Einmal die ernsten von den albernen Songs trennen. Denn auf Dauer werden mit dieser Mischung wohl nur die wenigsten Fans glücklich. Wer die Balladen liebt, wird von Liedern wie “H.D.F.K.K.” (= “Halt Die Fresse, Krieg’n Kind“) eher genervt sein und wer vor allem Ollis Humor schätzt, den werden die ruhigen Stücke womöglich langweilen.

Lisa Dücker

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