Rezension

Obits

Moody, Standard & Poor


Highlights: Everything Looks Better In The Sun // Shift Operator // Beggin' Dogs
Genre: Garage Punk // Indie Rock
Sounds Like: Hot Snakes // Drive Like Jehu // Wipers

VÖ: 01.04.2011

Seit der Auflösung der Garage-Punk-Helden Hot Snakes 2005 hat sich natürlich einiges in der Musikwelt getan: Freak Folk, ein Psychedelic- und Sixties-Revival, die Lo-Fi-Bewegung, die Rückkehr zu wabernden und flächigen Synthie-Klängen in der Chillwave-Bewegung sowie ein gerade zerbrechender „Witch House“-Trend. An Rick Froberg scheinen die letzten Jahre jedoch zumindest musikalisch spurlos vorbeigezogen zu sein. Trotz seiner Übersiedlung von San Diego in die Hipster-Hochburg Brooklyn und somit ins Herz der ständigen künstlerischen Metamorphose klingt sein letztes Bandprojekt Obits unbeirrbar und konsequent wie eh und je.

Nach dem Banddebüt „I Blame You“ von 2009 folgt nun mit „Moody, Standard & Poor“ das zweite Album für Sub Pop Records und falls der Bandname wirklich von Obituaries, also Todesanzeigen, abgeleitet wurde, muss man der Band eine gehörige Portion Selbstironie zuschreiben. Die Obits spielen wie jede Froberg-Band nach Drive Like Jehu mit stoischer Gleichgültigkeit ein längst totes Musikgenre und klingen gleichzeitig so vital wie nie.

Die Zutaten sollten also jedem, der jemals ein Hot-Snakes-Album gehört hat, sofort vertraut vorkommen: Staubtrockene, verschlungene Gitarren- und Bassspuren, staubtrockene Drums und quäkender, gepresster Gesang. Dazu einige nervöse, drahtige Wipers-Riffs wie bei „Everything Looks Better In The Sun“, Surf-Gitarren („Spot The Pikey“) und eine gleichgültig wirkende Produktion, welche jedoch jedes Instrument gleichberechtigt behandelt.

„Moody, Standard and Poor“ klingt schwül, rastlos und stets ein wenig bösartig. Obwohl die Songs sich nicht stark unterscheiden, besitzen sie gerade auf instrumentaler Ebene genug Widerhäkchen und liebevolle Details, um ansprechend zu bleiben. Außerdem schafft es die Band stets zum richtigen Zeitpunkt, einen subtilen Soundwechsel anzuführen, bevor der Hörer ermüdet. „Shift Operator“ ist ein ruhiger, konventionell gesungener und latent bedrohlicher Song, „New August“ dagegen übernimmt Elemente der Western-Musik.

Obwohl der instrumentale Rausschmeißer als ironische Referenz auf das Vorgängeralbum den Titel „I Blame Myself“ trägt, müssen sich die Obits natürlich für dieses gelungene Album keineswegs die Schuld geben. Gerade durch das unbeirrbare Festhalten am eigenen Stil schaffen die Obits das heutzutage rar gewordene Kunststück der musikalischen Unverwechselbarkeit. Leider gibt es im Archiv keine Rezension zu einer der Vorgängerbands, sonst könnte man das Fazit unbearbeitet übernehmen. Neue Musikgenres kommen und verschwinden. Froberg dagegen feilt unbeirrbar an seiner ganz persönlichen Vision der Rockmusik. Und diese Konstante tut, besonders in Zeiten wankelmütiger Trends, unheimlich gut.

Yves Weber

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