Rezension
Night Beats
Myth Of A Man
Highlights: Her Cold Cold Heart
Genre: Blue Rock // Psychedelic Rock
Sounds Like: The Black Keys // The Doors
VÖ: 18.01.2019
Auf dem mittlerweile vierten Studioalbum der Night Beats um Bandkopf Danny Le Backwell lässt die Band ihre Grunge-Vergangenheit hinter sich und wendet sich eher dem bluesigen Psychedelic Rock zu. Nicht unschuldig an dieser Kurskorrektur dürfte der Produzent von „Myth Of A Man“ sein: Dan Auerbach von The Black Keys hatte bei den Aufnahmen die Regler unter seiner Obhut und dies hinterlässt tiefe Spuren im neuen Soundgewand der Band. Diese besteht aus einer Auswahl exquisiter Sessionmusiker; einige spielten bereits mit Elvis Presley oder Aretha Franklin zusammen. Das Traditionsbewusstsein und die amerikanische Musik-DNA hört man der Platte auch an: Feiner Blues-Rock mit „One Thing“, 60er-Psychedelic-Feeling, Americana-Sounds („Stand with Me”) und Piano-Broadway-Schlager wie „(Am I Just) Wasting My Time”, mit Streicharragements in „I Wonder”, die Assoziationen an den letzten Arctic-Monkeys-Ausflug ins „Tranquility Hotel Base And Casino“ aufkommen lassen.
Gleich der erste Song „Her Cold Cold Heart“ bildet den musikalischen Höhepunkt: Bluesig-psychedelische Sounds über einem smoothen, jazzy Beat und einem durchlaufenden Western-Feeling, a là The Shadows „Apache“. Dieser Vibe zieht sich durch die kompletten zehn Songs, deren Reiz im Laufe der Platte eher abnimmt, die sich insgesamt irgendwo zwischen The Doors, Lee Hazelwood und The Black Keys einpendelt. Viel traditionsbewusster und „ur-amerikanisch“ als „Myth Of A Man“ kann eine Platte kaum klingen. Bei der derzeitigen weltpolitischen Lage mit einem von Rückbesinnung auf nationale Identitäten geleiteten Politik, gerade in den USA, ein fragwürdiges Statement – wenn man es politisch interpretiert. Aber vielleicht ist es auch ein bewusstes Statement gegen der Verruf der amerikanischen Kultur durch einen Präsidenten, der alles dafür tut, Amerika als den – gelinde gesagt – unsympathischsten Auswuchs der modernen Welt zu sehen. Denn auch das ist Amerika: Großartige Musik mit einer noch viel großartigeren popmusikalischen Tradition, zu der es weder hinauf- noch hinabzuschauen gilt, sondern die einfach nur Wertschätzung verdient. Aber wahrscheinlich ist „Myth Of A Man“ auch gar kein politisches Statement, sondern nur ein Produkt der Leidenschaft zur Musik, mit geschulterter Western-Gitarre und einem tiefen Bewusstsein für Vergangenes.
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