Rezension

Morcheeba

Head Up High


Highlights: Release Me Now // Do You Good
Genre: Trip-Pop // Pop
Sounds Like: Zero 7 // Hooverphonic // Thievery Corporation

VÖ: 11.10.2013

„Mor(e)cheeba“! Und schon flogen die Joints auf die Bühne. Das war bei Konzerten der Band 2010 nicht anders als zu Ende der 90er Jahre. Auch musikalisch versuchten die Bandmitglieder, alles beim Alten zu halten. Nach sechsjähriger Auszeit kehrte Sängerin Skye damals für „Blood Like Lemonaide“ zurück zu den Gebrüdern Godfrey, auf dass die alte Erfolgsformel wiederhergestellt werden würde.

Das Ergebnis war schnörkellose Popmusik, die in ihrer Innovationsunlust aber nicht an Alben wie „Big Calm“ oder „Fragments Of Freedom“ herankam und das Vergnügen an der Reunion somit ein äußerst kurzweiliges war. 2013 erscheint jetzt also das nunmehr achte Album der Band mit dem wohl absichtlich doppeldeutigen Titel „Head Up High“ und das Positive vorweg: Alte Rezepte wieder aufzukochen, wollte sich die Band dieses Mal nicht vorwerfen lassen.

Dafür holt sich das Trio eine ganze Reihe unterschiedlicher Gastmusiker an Bord: Namentlich Chali 2na, Nature Boy, Jim Kelly, Rizzle Kicks, und Anna Tijoux entstammen vorwiegend dem Hip Hop und führen zu einem recht beatlastigen Sound, der irgendwie unvereinbar erscheint mit dem, wofür Morcheeba sonst auf „Head Up High“ einstehen. Die erste Singleauskopplung „Gimme Your Love“ klingt mit ihrer quirlig blubbernden Art noch am ehesten nach dem, was Morcheeba einmal ausgemacht hatte: nämlich ein zurückgelehnter Mix aus Pop, Funk und Trip-Hop-Elementen, aufgenommen von Disney's Ariel All-Star-Band.

Ansonsten gibt es auf der Platte viel Unausgereiftes zu hören. Die Gitarrensoli fügen sich nicht wie früher in die Songs ein („Face Of Danger“) und auch die Auftritte der Gaststars sind teilweise recht lächerlich geraten, wovon die spanische Rapeinlage von Anna Tijoux auf „Hypnotized“ zeugt.

Kurz gesagt: Was früher einmal funktionierte, tut dies nicht länger und auch was für frischen Wind sorgen sollte, verfehlt leider in den allermeisten Fällen seinen Zweck. Eine fast 20-jährige Bandgeschichte bleibt in den allerseltensten Folgen ohne Ausfallerscheinungen. Davon kann sich auch Morcheeba mit „Head Up High“ nicht freisprechen.

Daniel Flamme

Hören


"Head Up High" im Stream

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!