Rezension
Melody's Echo Chamber
Bon Voyage
Highlights: Cross My Heart // Breathe In, Breathe Out // Shirim
Genre: Psychedelia // Dream Pop // Baroque Pop
Sounds Like: Tame Impala // Pond // Dungen
VÖ: 15.06.2018
Psychedelia? Doppelt- und Dreifachalben, ellenlanges Gitarrengegniedel und deepe Konzeptalben über die conditio humana. So das Klischee – das leider auch viel zu häufig zutrifft. Melody’s Echo Chamber, das Projekt der französischen Musikerin Melody Prochet, schlägt glücklicherweise in eine völlig andere Kerbe.
Ihr zweites Album „Bon Voyage“ ist das genaue Gegenteil eines organisch zusammengejammten Albums. Sorgfältig wird hier Schicht auf Schicht aufgetragen, disparate Passagen miteinander verbunden und kleine Einspielungen und Studiotricks angewandt. Alleine die Tatsache, dass ganze sechs Jahre zwischen ihrem Debüt und dem zweiten Album liegen, spricht Bände und zeigt, wie arbeitsintensiv dieses Album gewesen sein musste. Bereits der Opener „Cross My Heart“ verbindet klassische Psychedelic-Melodien mit hiphop-beeinflussten Breaks, Querflötengedudel und einem fast postrockigen Geigenoutro. „Bon Voyage“ greift auf alte Musik zurück, ist allerdings ein in seiner Behandlung stets zeitgenössisches Studioalbum, welches moderne Trends geschickt verwebt. Hinzu kommt noch ein Wechsel zwischen Englisch, Französisch und sogar Schwedisch („Var Har Du Vart“!) als Gesangssprache. Mitunter fühlt sich der Zuhörer überfordert, doch glücklicherweise bleibt das Album mit knapp über 30 Minuten knackig genug, um nie völlig überbordend zu werden.
„Bon Voyage“ ist ein Album, auf dem man selbst nach unzähligen Durchläufen kleine Details und versteckte Melodiebögen findet. Größtenteils geht es dabei weniger um den einzelnen Song als um Stimmungen, doch die beiden Lieder, die am ehesten klassischen Ohrwurmcharakter haben – die Single „Breathe In, Breathe Out“ und das fantastische, bereits im Voraus veröffentlichte „Shirim“ – zeigen, dass Melody Prochet auch Pop kann. Gerade letzteres ist verschwurbelter Yachtpop und ein kleiner Sommerhit. Fantastische Voraussetzungen für Album Nummer 3, welches dann hoffentlich keine sechs Jahre braucht.
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