Rezension
Maybeshewill
I Was Here For A Moment, Then I Was Gone
Highlights: Red Paper Laterns // An End To Camaraderie // To The Skies From A Hillside
Genre: Post-Rock // Math-Rock
Sounds Like: 65daysofstatic // And So I Watch You From Afar // God Is An Astronaut
VÖ: 24.06.2011
Soll's das ganz große Drama sein, muss auch schön weit ausgeholt werden. Klingt selbstverständlich. Im Post-Rock ist ein Crescendo von drei, vier Minuten mit anschließendem Bombast-Finale schon sowas wie das Amen in der Kirche. In dem Sinne ein Hoch auf die Heiden, die es mit vor Stolz angeschwollener Brust einfach mal anders machen. Seit 2008 darunter sind Maybeshewill: In jenen vier Minuten, die andere fürs Finale brauchen, ist das Quartett aus Sheffield mit seinen Kompakt-Epen längst schon im Ziel. Ohne dabei auf den Pomp von Streichern und Piano zu verzichten.
Ganz im Gegenteil: Seit dem brutalen Sensibelchen von Debüt namens „Not For Want Of Trying“ spannen Maybeshewillgern mal das Piano als Zugpferd vor die Kutsche. Verträumte, kleine Melodiebögen sind es oft, mit denen ihre Songs sich erst zutraulich ankuscheln, um dann durch und durch nachdenklich zu stimmen. So auch „Critical Distance“, ein vor Glück jauchzender Strahlemann von Song, der zu allem Überfluss sogar noch tanzbar gerät. Eine Ausnahme, aber eine gelungene.
Für die neue Facette bleibt jedoch ein altes Markenzeichen am Pflasterstein kleben: die Sprachsamples, auf vergangenen Alben die entscheidende Veredlung von Songs wie „Co-Conspirators“. Als fetteste und am saubersten produzierte Platte macht das „I Was Here For A Moment...“ nicht direkt wett – der rohe, metallerne Sound des Debüts fehlt ab jetzt einfach. Müssen halt die großen Kompositionen sitzen. Das tun sie zum Glück meist auch: „Red Paper Laterns“ lässt eine schwelgerische Gitarre säuseln und „An End To Camaraderie“ hat mehr Wendungen als manche Genrekollegen Unterhosen.
Nicht jeder Song verankert sich im Hirn, manches Stück streuselt nur Mosaikstücke ins Gedächtnis. Am Ende aber, da entfaltet sich die volle Brillianz von Maybeshewill. „To The Skies From A Hillside“ durchläuft in fünf Minuten schneebedeckte Glätscher, grüne Wälder und gräuliche Industriebrachen, um zum Finale Richtung Himmel aufzubrechen. Ein erhebendes Epos, das innerlich aufwühlt und gefühlshemmende Dämme niederreißt. Mit diesem Closer locken die vier Sheffielder immer und immer wieder ans Albumende und sorgen so für den ein oder anderen Albumdurchlauf extra. Ein wichtiger Vorsprung, wo die anderen doch noch auf Kirchenbänken sitzend aufs obligatorische „Amen“ warten.
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