Rezension
Mark Lanegan
Bubblegum
Highlights: When Your Number Is Up // Strange Religion
Genre: Blues
Sounds Like: Tom Waits // Johnny Cash
VÖ: 02.08.2004
Endlich scheint Mark Lanegan seine Bestimmung gefunden zu haben, möchte man meinen. Nach dem Schattendasein in der Grungeszene als Sänger der mäßig erfolgreichen Screaming Trees, als Gelegenheitssänger bei den Queens of the stone age und als mürrischer Einzelgänger ohne Beachtung wurde ihm nie der Tribut zuteil, der ihm eigentlich zustand. Nun soll also alles anders werden. Deswegen auch kurzerhand ein „Band“ hinter seinen Namen gehängt. Nach dem Hören stellt sich heraus: dieser Mann ist zerissener als je zuvor!
Wer einen fröhlichen Mark Lanegan erwartet hat, wird ihn auch hier nicht finden. Die Grundstimmung der Musik ist dem Artwork angepasst: Schwarz wie die Nacht. Meterdick unter dem Boden wabern die Beats dahin, Gitarren ordentlich runtergestimmt und auch sonst sucht man Dur vergebens. Dazu Lanegan´s Stimme, die soviel Soul und Tiefe hat, dass sich der Magen unweigerlich verkrampft und eine sanfte Gänsehaut den Rücken befällt. Ja, Tom Waits ist nicht der Einzige, der dirty erscheint und dennoch so clean wie ein Schluck Whiskey die Kehle herunterrinnt.
Besonders bei den ruhigen Songs kommt Lanegan´s Timbre voll zur Geltung. Der Opener „When Your Number Is Up“ würde jedes Kind vor dem Einschlafen in Angstzustände versetzen, „Strange Religion“ jeden Abschied zu einem Tränenfiasko verhelfen und „Bombed“ allen Trennungen der Welt einen passenden Song liefern. Natürlich wird auch ab und an gerockt. „Hit The City“ spritzt sich sofort ins Blut, verfeinert mit einer Dosis Pj Harvey. Der „Mephamphitamine Blues“ bekommt hörbar seinen Stempel von Josh Homme aufgedrückt und „Sideways In Reverse“ reitet auf dem Wüstensand dahin. Leider übertreibt es der gute Mark auch ab und zu. Nämlich dann, wenn er zu sehr den Countrybarden raushängen lässt wie in „Like Little Willie John“ oder bei „Morning Glory Wine“.
Ein schwerer Brocken wird hier aufgetischt, der erstmal verarbeitet werden muss und das am Besten nach Einbruch der Dunkelheit und alleine in schwachem Licht. Als Belohnung gibt’s eines der intensivsten Musikerlebnisse des Jahres.
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