Rezension

Maria Mena

Apparently Unaffected


Highlights: This Bottle Of Wine // Just Hold Me // Our Battles
Genre: Pop
Sounds Like: Joss Stone // Christina Aguilera

VÖ: 20.04.2007

Als Musikjournalist hat man’s nicht immer leicht mit der Unvoreingenommenheit. Einmal ganz das nur allzu oft Einfluss nehmende Thema „Hype“ außen vor gelassen - aber manchmal fällt es einem schon schwer, objektiv an das Album einer jungen Sängerin heranzugehen, wenn diese auf dem Cover so dreinschaut, wie man das eher von einer thailändischen Softpornodarstellerin erwarten würde, und sie in der Presse-Info inhaltsleere Floskeln von sich gibt, wie: „Ich wollte meine Fans nicht enttäuschen, aber auch Neues ausprobieren“. An diesem Punkt angelangt, ist man an sich fast schon geneigt, das Album unmittelbar in die Schublade „Böse Seite des Pop“ zu stecken, abzuschließen und den Schlüssel wegzuwerfen, bevor man auch nur den ersten Ton gehört hat. So ist es auch bei „Apparently Unaffected“, dem mittlerweile vierten Album der jungen Norwegerin Maria Mena.

Erschwerend kommt bei Maria Mena noch hinzu, dass sich beim ersten Hördurchgang irgendwie nur die Totalausfälle des Albums in den Vordergrund drängen, von denen es leider einige gibt. So zum Beispiel die schmierige Ballade „Miss You Love“ (allein schon dieser Titel!), die sich wahrscheinlich nicht mal Hoobastank zu schreiben getraut hätten, das mit reichlich sexueller Dekadenz vollgestopfte „Boytoy Baby“ (schon wieder: Dieser Titel!), das den 50 Cents und Bushidos dieser Welt anscheinend zeigen will, dass sich auch crazy girls menschliche Sexspielzeuge halten können. - Oder auch Textzeilen, wie „I can not walk in these shoes, they hurt my toes“, die die Frage aufwerfen, was man als Hörer dafür kann, dass die werte Interpretin ihr Schuhwerk vom Grabbeltisch bezieht.

Nur ist die Rezension hier ja noch nicht zu Ende. Presseinfo doof, Cover doof, erster Eindruck doof, Album doof – die Logik geht hier nämlich nicht auf, da sich die Highlights – und davon gibt es zum Glück einige – erst nach und nach erschließen. Wieso fällt einem eigentlich erst so spät auf, was für einen tollen Rumba-Rhythmus „This Bottle Of Wine“ hat? Warum verliebt man sich nicht auf Anhieb in „Just Hold Me“ und die Leidenschaft in Marias Stimme, die mit diesem Stück fast schon in einer Liga mit Anna Ternheim spielt? Solche Fragen stellen sich irgendwann bei „Apparently Unaffected“, einem Album, bei dem die Schere zwischen „toll“ und „furchtbar“ weit auseinander gezogen ist, einem Album, das zwar ein klassisches Frauen-Pop-Album, aber gleichzeitig auch ein klassischer „Grower“ ist. Die Kombination ist an sich selten. Und das mit gerade einmal 21 Jahren. Nicht schlecht, Frau Mena.

Jan Martens

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