Rezension
Marcus Wiebusch
Konfetti
Highlights: Der Tag Wird Kommen // Nur Einmal Rächen // Was Wir Tun Werden
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: Kettcar // Tomte // Thees Uhlmann
VÖ: 18.04.2014
Soloalben sind immer so eine Sache. Mit der Band alles erreicht oder einfach einmal Lust auf eine Pause, so geht es vielen Künstlern. Nicht wenige müssen dann mit gesenktem Haupt einsehen, dass der Ausflug ins Sologeschäft nicht so einfach ist wie erhofft. Trotzdem, der Reiz, etwas Eigenes alleine zu schaffen, scheint bei Musikern sehr ausgeprägt zu sein, auch unter dem Dach von Grand Hotel Van Cleef. Nachdem Thees Uhlmann im September des letzten Jahres schon sein zweites Soloalbum auf den Markt brachte, kommt nun Marcus Wiebuschs Solopremiere. Und dieser betritt damit überraschend andere Pfade.
Denn "Konfetti" ist ein ausgeklügeltes, von Perfektionismus geleitetes Werk, das sich auf unterschiedlichste Art und Weise von Kettcar abzuspalten weiß. Allein die Tatsache, dass Wiebusch für sein Album mit sieben verschiedenen Produzenten zusammengearbeitet hat, zeigt, dass er nicht einfach ein Album machen wollte, was klanglich und textlich auch von Kettcar hätte sein können. Wo diese durch verworrene Lyrics und eine simple Instrumentierung zu bestechen wussten, ist Wiebuschs Soloalbum pompöser, vielfältiger und direkter. Er hat ein Werk geschaffen, das an der Grenze zum Hip-Hop steht und in den elf Liedern die verschiedensten Wege einschlägt. Die markante Stimme Wiebuschs wird von Bläsern oder Pianos untermalt, um danach den Schritt Richtung elektronischer Beats, voranpreschenden Drums oder Indiepop-Gitarren zu gehen. Dabei hat er es geschafft, trotz abwechslungsreicher Instrumentierung ein Album zu schaffen, das in keinem Moment wie eine unpassende Aneinanderreihung verschiedenster Genres wirkt.
Und auch textlich orientiert sich Wiebusch anders. Weg von den kryptischen Texten, die Kettcar ausmachten, hin zu erfrischend direkten, hier und da sehr gesellschaftskritischen Lyrics. So bei „Einmal Rächen“, einem Rundumschlag eines erfolgreichen Programmierers, gegen seine Jugendfeinde, oder bei „Jede Zeit Hat Ihre Pest“, einem Statement gegen den durchschnittlichen Hipster. Oder natürlich bei „Der Tag Wird Kommen“, an dem man nicht vorbei kommt. Drei Monate Arbeit mit Journalisten und Fußballexperten, die in einem siebenminütigen Plädoyer gegen Homophobie im Fußball münden. Ein Song, der in seiner Form für sich steht, aber trotzdem in das Gesamtbild des Albums passt. Dabei schafft Wiebusch das Kunststück, ein so perfektionistisch produziertes Lied sowohl textlich als auch musikalisch nicht verkrampft wirken zu lassen und dem Hörer schon beim zweiten Lied eine Gänsehaut zu verpassen.
So ist es nicht verwunderlich, dass er für „Konfetti“ ein für ein Soloalbum überraschend positives Echo bekommt. Erst Recht, wenn man die Entwicklung bei Kettcar zu Rate zieht, war mit einer solchen Kehrtwende nicht wirklich zu rechnen. Umso schöner ist es zu sehen, dass er als Musiker noch mehr im Köcher hat als reine Indiemusik. Man kann zu Recht gespannt sein, was Wiebusch noch zu leisten imstande ist.
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