Rezension
Manu Chao
La Radiolina
Highlights: Rainin In Paradize // The Bleedin Clown // El Hoyo // La Vida Tombola
Genre: "Weltmusik"
Sounds Like: Mano Negra // Buena Vista Social Club
VÖ: 31.08.2007
Manu Chao ist eine Marke. Soviel dürfte jedem, der soweit an Musik interessiert ist, dass er regelmäßig Albenrezensionen wie diese liest, wohl klar sein. Ebenso klar ist wahrscheinlich aber auch: Seinen ausgezeichneten Ruf hat Herr José-Manuel Thomas Arthur Chao sich aufgrund seiner hervorragenden Liveshows verdient. Stets Konzerte von drei bis vier Stunden Länge, voller Energie und Spielfreude in jeder Minute, die 2006 sogar FKP Scorpio – Veranstalter der Hurricane- und Southsidefestivals – von ihrem Grundsatz, keiner Band mehr als 90 Minuten Spielzeit zuzuteilen, abbrachten.
Wenn Fans (oder eher: Jünger) Manu Chaos in den Lobreden über ihren Meister dann doch einmal ein bestimmtes Album hervorheben, ist dies bezeichnenderweise auch meist das exzellente Live-Album, das nach seiner Begleitband „Manu Chao Radio Bemba Sound System“ benannt ist. Hierzu muss jedoch gesagt werden, dass die Alternativen relativ rar sind, liegt doch Manu Chaos letztes Studioalbum „Clandestino“ nunmehr schon sechs Jahre zurück.
Nun aber neues Material, erneut der Versuch, die Energie der Liveshows auf einer unscheinbaren Silberscheibe einzufangen. Und was in vollen Konzerthallen oder auf mondbeschienenen Festivalbühnen mehr gute Laune und Feierei initiiert, als es die dubiosen Ansagen eines Sven Väth je könnten, wirkt auf CD zunächst eines: Irgendwie monoton. Gitarrenrhythmen irgendwo zwischen Latin und anderen internationalen Einflüssen, mal schneller, mal langsamer, dazu teils diverse Perkussions- oder Blasinstrumente, alles untermalt von Texten auf französisch, englisch oder Esperanto, die nicht selten politische Themen behandeln. Das ganze 51 Minuten und – zählt man die fünf Bonustracks mit, die teils Motive der „regulären“ Tracks wieder aufgreifen – unglaubliche 21 Tracks lang.
Auf wie viele verschiedene Arten Manu Chao dieses Schema dann doch durchbrechen kann, wird erst nach mehrmaligem Hören deutlich. Wer in der Lage ist, J.-M.T.A. Chaos knuffigen französischen Akzent zu überhören, den werden bei „The Bleedin Clown“ vielleicht die ungewohnt druckvoll-markanten E-Gitarren überraschen, „El Hoyo“ weist genau die richtige Menge an Trompeteneinsätzen, Reggae-Einflüssen und Tempowechseln auf, um das Stück zum Altweibersommerhit 2007 zu nominieren.
Zusammenfassend bleibt zu sagen: Auch wenn sich Manu Chaos Alben nun mal immer zu seinen Live-Auftritten verhalten werden, wie eine Schwarz-Weiß-Kopie zu einem bunten Aquarell, enttäuscht „La Radiolina“ nicht. Natürlich nicht, möchte man fast sagen, und die Fans des Meisters schon mal gar nicht. Wer sich noch nicht dazu zählt und sich 2007 nur ein kleines Budget für Weltmusik zusammengehamstert hat: Lieber für den Oktober sparen, wenn Radio Bemba Sound System endlich wieder auf Tour gehen. Wer weiß schließlich, wann die Gelegenheit wieder kommt, sich das Aquarell in Farbe anzuschauen.
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