Rezension

Magnolia Electric Co.

Josephine


Highlights: O! Grace // Josephine // Little Sad Eyes // Knoxville Girl
Genre: Altcountry // Singer/Songrwiter // Folk
Sounds Like: Song: Ohia // Neil Young // Sun Kil Moon // Palace Brothers

VÖ: 24.07.2009

Drei Jahre Schaffenspause sind eine ganz schön lange Zeit für einen Mann wie Jason Molina, der in den letzten dreizehn Jahren ganze sechzehn Alben als Songs: Ohia, Magnolia Electric Co. und unter seinem eigenen Namen veröffentlicht hat. Der Grund für die lange Abwesenheit ist tragisch. Bassist Evan Farrell starb vor zwei Jahren bei einem schlimmen Wohnungs-Brand. Molina und seine Band mussten sich verständlicherweise erst wieder sammeln und liefern nun mit „Josephine“ ihren ganz eigenen Nachruf ab. Kein Tribut-Album im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr das Produkt dessen, wie Farrell es gerne gehabt, wie er sich das kommende Album gewünscht hätte.

Kenner von Molinas Arbeit werden auch dieses Mal nicht enttäuscht. Die Regel: „kein Album gleicht so wirklich dem Nächsten und dennoch ist es unverkennbar Molina“ wird auch dieses mal eisern eingehalten. Die wesentliche Änderung ist in der Kürze der Songs zu finden. Waren sonst immer mindestens Vierminüter angesagt, gibt es auf „Josephine“ gerade einmal vier Songs, die da überhaupt erst drüberkommen. Auch geht es nicht mehr so vergleichsweise „rockig“ zu, wie auf „What Comes After The Blues“. Das Album ist sehr viel reduzierter in seinem Klang, aber auch in seiner Instrumentierung und das liegt noch nicht einmal an Steve Albini, der hier mal wieder seine Finger am Werk hat. Im Gegensatz zu seinen letzten Arbeiten ist sein Einfluss auf "Josephine" kaum herauszuhören.

Die Texte handeln einmal mehr von Einsamkeit, Verzweiflung und Traurigkeit, aber wer könnte diese auch besser zum Ausdruck bringen als Jason Molina? Dieser Mann ist die personifizierte Schwermut und dennoch lässt er immer noch irgendwo das erlösende Fünkchen Hoffnung aufflackern. Darum wird er zurecht von vielen als genialer Lyriker geliebt und auch der Umstand, dass „Josephine“ letztendlich ein wenig zu lang geworden ist, tut dem nicht wirklich einen Abbruch.

Tatsächlich wird das Album zwischendrin häufiger mal zu schlurfig, ergießt sich zu sehr in Rotwein und lässt sich von zu dick aufgetragenem Altcountry einstauben. Dann sind es Songs, in denen etwas Besonderes passiert, die einen wieder ein wenig aus der Welt des reinen Trübsalblasens zurückholen. So zum Beispiel das Saxophon in „O! Grace“, die etwas heftiger angeschlagenen Gitarrensaiten beim Titelsong oder die Hammond-Orgel im großartigen „Little Sad Eyes“.

Man merkt dem Album an, dass die Band noch nicht ganz wieder zu sich gefunden hat, dass es noch etwas Zeit braucht, bis die Wunden verheilt sind. Daher ist „Josephine“ unter dem Strich mit Sicherheit nicht das beste Werk Molinas geworden, aber ein weiteres gutes Album für die Stunden allein. Und von denen gibt es immer genug, wie jeder weiß.

Benjamin Köhler

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