Rezension

Klangstof

Close Eyes To Exit


Highlights: Hostage // Amansworld // Island
Genre: Indie // Alternative // Post-Rock
Sounds Like: Glass Animals // Radiohead // Alt-J // Sigur Rós

VÖ: 27.01.2017

Eigentlich erschien „Close Eyes To Exit“ ja bereits 2016, aber irgendwie bekam das keiner so richtig mit. Deshalb wurde für den deutschen Markt das Album kurzerhand mit zusätzlichem, unveröffentlichtem Material abermals released. Zum Glück, kann man da nur sagen, denn es wäre wirklich zu schade gewesen, wenn das Debüt von Klangstof um Songwriter Koen Van De Wardt so gar nicht wahrgenommen worden wäre. Schließlich war eines der besten Alben aller Zeiten der Startschuss für „Close Eyes To Exit“.

Mit 14 Jahren zog Van De Wardt mit seinen Eltern aus den Niederlanden ins absolute Nirgendwo mitten in Norwegen. Fernab von seiner ursprünglichen Heimat und Freunden, gestrandet in der Isolation, entdeckte der Teenager in einem Plattenladen „OK Computer“ von Radiohead. Zwei Jahre später lud er seinen ersten eigenen Song auf einer norwegischen Website hoch, lernte Bass und fand sich bald darauf in der niederländischen Band Moss wieder. Trotz deren Erfolg packte ihn das erneute Verlangen, sich kreativ alleine auszudrücken. Klangstof war geboren.

Und der Bandname gibt durchaus einen Hinweis auf den Sound („Klang“ heißt auf Norwegisch „Echo“ und „Stof“ auf Holländisch „Staub“). Koen Van De Wardt erschafft auf seinem ersten Album wunderschöne Klangwelten, die nachwirken. Dabei gelingt es ihm, die Songs enorm abwechslungsreich zu gestalten und sich nicht auf einem bestimmten Fundament auszuruhen. Natürlich schimmern dann und wann neben anderen Bands auch mal Radiohead durch. Und dennoch trägt „Close Eyes To Exit“ in erster Linie die Handschrift von Klangstof.

Es sind besondere Passagen wie der kurze Ausbruch im fabelhaften „Hostage“, die fröhliche Ausgelassenheit in „Amansworld“ oder der Post-Rock-Abschluss in „Island“, die immer wieder für Aha-Momente sorgen und das Interesse am Album hoch halten. Und auch wenn noch nicht jeder Song ein absoluter Volltreffer ist („Sleaze“ zum Beispiel kommt etwas zu ideenlos rüber), so ist das große Potential des mittlerweile wieder in Amsterdam lebenden Songwriters deutlich zu erkennen. Bei der nächsten Platte braucht es sicherlich keine zwei Releases.

Benjamin Köhler

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Video zu "Hostage"
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