Rezension

Kid 606
Shout At The Döner
Highlights: Mr. Wobble‘s Nightmare // Dancehall Of The Dead // Getränke Nasty
Genre: Schizotronics
Sounds Like: Shir Khan // Luke's Anger // Justice // Daft Punk // Mouse On Mars // DJ Donna Summer
VÖ: 02.05.2009

Billig wie Lidl, direkt wie eine Kopfnuss und effektiv wie Rizinus-Öl. Das ist grob umrissen der Charakter von Kid 606s „Shout At The Döner“. Der Albumtitel weist zudem auf den zwischen "augenzwinkernd" und "Holzhammer" pendelnden Humor des Kid 606 aka Miguel Manuel De Pedro hin. Bass und Beat und knarzend rockender Hedonismus bilden die Zutaten des Albums. Ohne den Humor gestaltete sich das vermutlich arg belanglos; mit jedoch wird es nicht nur erträglich, sondern vielfach gar begeisternd. Bei aller Vielfalt des Sounds zwischen Rave, Techno, Electropunk und IDM bleiben die Stücke dennoch in gewisser Weise relativ herkömmliche Electroraver. Allerdings rocken und poppen sie für die Kitsune- und Ed-Banger-Anhänger unter Umständen zu wenig, weshalb sie aber gerade so gut funktionieren, so viel mehr überzeugen als manch andere potentielle Melt!-Hymnen.
Geradewegs auf die sprichwörtliche Zwölf gehend, gestaltet Kid 606 die Tracks verschwurbelt genug, um spannend zu bleiben. Billig – im Sinne von potentiell mit minimalem Aufwand von „jedem“ erzeugbar – wirkend verströmen die Stücke einen fast schon altmodischen Charakter zwischen Techno und Rave, House und Big Beat. Rave-Sirenen und simple Melodie-Loops sorgen für die nötigen ekstatischen Funken; Kindergartenmusik gibt den I-Punkt auf stumpf pumpenden Bässen; schnelle Synkopen über scheinbar trägen Bässen fahren in die Glieder; Hardcore-Anklänge verschrecken und faszinieren gleichzeitig. Dazu gibt es klassisch anmutenden Vocal-House, der beschleunigt und verdichtet wird. Verspielte IDM-Einflüsse werden mit aufputschenden Bässen zu mitreißenden Hits, und am Schluss werden wir mit atmosphärisch dichtem Groove aus dem Album geschmissen. Allerdings funktioniert nicht jede Nummer, und auf die Dauer von mehr als einer Stunde schleicht sich eine gewisse Ermüdung ein. Tatsächlich aber ist es fast erschreckend, mit welch einfach Mitteln, wie vordergründig unspektakulär es 606 gelingt, das Blut aufwallen zu lassen, Beine und Ärsche in Bewegung zu setzten. Ur-Rave, House, Techno und Nu Rave mischen sich mit durchschlagendem Erfolg.
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