Rezension

Kevin Drew

Darlings


Highlights: Good Sex // It’s Cool // Mexican Aftershow Party // Bullshit Ballad
Genre: Avantgarde // Pop // Songwriter
Sounds Like: The Shins // Beach House // The Postal Service // Broken Social Scene

VÖ: 14.03.2014

„Darlings“ beginnt mit einem kleinen Tusch. Schon am Anfang des ersten Songs merkt man so, dass es ambitioniert ist. Dennoch möchte die neue Platte von Kevin Drew nicht hoch hinaus. Sie möchte behutsam berühren. „Darlings“ ist wohl das zurückhaltendste Album, an dem das Broken-Social-Scene-Mastermind bislang beteiligt war. An die Stelle ausufernder, euphorischer Gitarren – mindestens drei gleichzeitig – der Band treten hier Ambient-Elemente, seicht hinter die nach wie vor zuckersüßen Popsongs gestreut. Der selbe gute Songwriter, ein anderes Gewand.

Auf „Darlings“ zeigt Kevin Drew vor allem, wie sehr er ein Meister der kleinen, schönen Melodien ist. An jeder Ecke der Platte versteckt sich eine. Statt Emotionen völlig ausbrechen zu lassen, verstecken sie sich hier und sind viel mehr dezent mit den Texten verwoben, breiten sich in ambientartigen orchestralen Wellen aus. Behutsam entwickelt sich jeder Song vor diesem Hintergrund voll hallender Klänge (z.B. „Mexican Aftershow Party“). Gefühle wabern vor sich hin, um dann vor den Klangteppichen dezent auszubrechen („You In Your Were“).

Textlich macht Drew mit Songs wie „Good Sex“ oder „Love vs. Porn“ nach wie vor die Weirdness salonfähig. Er hat einfach dieses spezielle Händchen für schräge, aufrichtige Worte, die musikalisch gefühlvoll verpackt werden. In dieser Kombination machen Kevin Drew wenige etwas vor. Seine Songs sind ehrlich, und auf „Darlings“ so fokussiert wie selten zuvor. Der Gute wirkt gereift und entspannt. Er weiß genau, was er will, und setzt seine Qualitäten ganz bewusst ein. So fügen sich die verschiedenen Elemente zu einer großen Avantgarde-Pop-Welle. Aus dieser stechen immer wieder diese kleinen Melodien heraus, so z.B. am Ende von „First In Line“.

Der Klang der Platte verzaubert den Hörer. „You Gotta Feel It“ singt Drew so auch selbst. „Darlings“ brodelt sich verträumt in den Kopf des Hörers und setzt sich fest. Wäre es Drews Debütalbum, zöge es einen aufgeregten Aufschrei nach sich. So aber ist es ein weiteres richtig gutes Album eines immer vielfältiger werdenden, richtig guten Songwriters. Chapeau.

Daniel Waldhuber

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"Mexican Aftershow Party" hören
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