Rezension

Kate Nash

Girl Talk


Highlights: Fr-iend? // Sister // Cherry Pickin
Genre: Poprock
Sounds Like: Yeah Yeah Yeahs // The Distillers // Miss Li

VÖ: 01.03.2013

Manchmal muss man sich neu erfinden, um sich selbst treu zu bleiben. Kate Nash war für uns alle immer nur das bezaubernde englische Mädchen mit der großen Klappe und dem charmanten Cockney-Akzent. Es war klar, dass sie aus dieser Rolle irgendwann ausbrechen würde. Über ihr eigenes Label Have 10p Records vertreibt sie ihr drittes Album "Girl Talk" und hat nun den punkigen Rock(!) für sich entdeckt. Vor der Arbeit an der neuen Platte nutzte sie das Thema aber zunächst mal, um den Rock 'N' Roll For Girls Afterschool Music Club nach amerikanischem Vorbild zu gründen und jungen Britinnen zu vermitteln, dass sie jede Art von Musik machen dürfen und sprach ihnen zusätzlich reichlich Selbstvertrauen zu.

Keine Angst, auch wenn Rock hier tatsächlich einen nicht unwesentlichen Teil des Albums ausmacht, ist Pop aus dem Universum von Kate Nash nicht wegzudenken. Dieser ist nicht mehr so bittersüß wie bisher, eher kühl, weniger subtil und etwas erwachsener. Das Ganze erinnert ein wenig an die typische Verhaltensweise eines Mädchens, welches in ihrem Elternhaus immer ihre Rolle spielt, um sich dann bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Haus zu schleichen und bei der nächsten Partylocation die Sau raus zu lassen. Die Prinzessin, zu der sie erzogen werden sollte, lässt sie dabei an der Gründstücksgrenze zurück. Natürlich ist sie immer noch die gleiche Person, nur kann sie jetzt die Seite ihrer Persönlichkeit zeigen, die sie sonst verstecken muss. Im Opener "Part Heart" findet sich die beinahe perfekte Zeile dazu: "And It Doesn't Matter How Loud I Play My Music, I Feel Still The Same."

Die "neue" Kate Nash macht mit ihrer Y-Chromosom-freien Band stellenweise richtig Spaß – zumindest mehr, als es ein weiterer Aufguss der alten Version vermocht hätte. So mancher Passivhörer, der bisher in den Genuss kam, seiner Freundin zuliebe Kates Platten mithören zu dürfen, wird den ein oder anderen Song mit einem nicht vorgetäuschten Lächeln honorieren. Zum Beispiel bei "Sister", einem großartigen Rocksong auf einem Popfundament, in dem Kate mit ihrer normalen Tonlage beginnt und dann durch die Decke geht. Das reicht noch nicht ganz, um sich mit Johnny Rotten zu Bestzeiten zu messen, aber dass Kate Nash so sehr nach Karen O (Yeah Yeah Yeahs) klingen könnte, hätte man auch nicht unbedingt erwartet.

Echte Punkidealisten werden "Girl Talk" nicht mögen. Aber ehrlich gesagt lehnt diese Zielgruppe ja eigentlich erst mal jede Band ab, die Platten verkauft, wodurch sie eigentlich überhaupt keine Zielgruppe mehr ist. Scheuklappenfreie Hörer sind daher gefragt, insbesondere die, die bereit sind, über die etwas hohe Quote von Fillern hinwegzusehen.

 

Marcel Eike

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