Rezension

Kapelle Petra

Stadtranderholung


Highlights: Curly Sue ist doch keine Name für ein Kind aus Gelsenkirchen // Uganda // Esoterikmädchen // Was besseres
Genre: Indiepop
Sounds Like: Schrottgrenze // Tomte // Olli Schulz und der Hund Marie

VÖ: 25.07.2008

Juli 2008. Ein einsamer Helga-Rockt-Schreiberling sitzt alleine in seiner Wohnung. Nach einer ganzen Woche voller verregneter Feierabende ist auch am Wochenende kaum ein Sonnenstrahl auszumachen und weitere Regenwolken ziehen über das Land. Bevor jetzt die Melancholie völlig überhand nimmt, gilt es, musikalisch gegenzusteuern. Da kommt Kapelle Petras Album „Stadtranderholung“ gerade recht.

Kapelle Petra gibt es seit 1997 und setzt sich aus dem Sänger und Gitarristen „Opa“, Bassist „dem täglichen Siepe“, und dem Drummer „Ficken Schmidt“ zusammen und begeisterten bisher eher Gemeindefeste als Festivals. Der fragwürdige Bandname und die grenzwertigen Künstlernamen könnten die Erklärung sein, warum man von diesen witzigen und talentierten Zeitgenossen bisher wenig gehört hat.

Stilistisch kann man die Band aus Hamm getrost als Spaßkapelle bezeichnen. Inwieweit das beim Hörer ankommt, variiert von Titel zu Titel. Gerade die wenigen Songs, in denen der Humor die Brechstange auspackt, gefallen gar nicht. „Gewitter“ ist hier der negative Höhepunkt, ein Telefonstreich (von Radiopannen.de) im musikalischen Gewand, dem ich nur die Erwähnung meines Geburtsortes Neuss positiv anrechnen kann. Wenn die Texte eher unterschwellig oder partiell witzig sind, wird es richtig gut. „Curly Sue ist doch keine Name für ein Kind aus Gelsenkirchen“ prangert die unverantwortliche Namenswahl vieler Eltern an. Wer sich ein Grinsen über die Kevin-Chantal-Generation kaum verkneifen kann, wird diesen Track lieben. Kritikpunkt Nr 2., unnötige Cover: „Alles verkauft“ von Funny van Dannen und „Mein Freund der Baum“(!) von Alexandra hätte man sich sparen können. Viel gelunger sind dagegen die Songs, in denen die Anspielungen auf andere Bands nur einen Bruchteil ausmachen. In das Hippie-kritische „Esoterikmädchen“ ein paar Rammstein-Töne aus „Sonne“ einfließen zu lassen ist einfach genial. „So nicht gewollt“ macht aus dem „Denkmal“-Refrain von Wir sind Helden einen völlig anderen Song.

Stadtranderholung macht Spaß und sollte dafür sorgen, dass Kapelle Petra sich auch außerhalb Westfalens Hörer erschließt. Regnet's eigentlich noch?

Marcel Eike

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!