Rezension

Julia Stone

Julia Stone In The Memory Machine


Highlights: This Love // Catastrophe! // The Horse With The Wings
Genre: Folk // Indie
Sounds Like: Angus & Julia Stone // Laura Marling // Martha Wainwright

VÖ: 04.03.2011

Zusammen mit ihrem Bruder Angus hat Julia Stone uns bisher mit zwei wunderschönen und verträumten Alben verzaubert. Mit ihrem ersten Soloalbum will sie sich nun als selbständige Künstlerin beweisen, was leider völlig misslingt.

Die Grundidee zu „The Memory Machine“ ist eigentlich gar nicht übel: Die Texte haben alle süße kleine Gruselgeschichten als Hintergrund, und jeder der Songs erhält dazu sein eigenes Kinoplakat im Sixtiesstil. „This Love“ ist als Opener durchaus gelungen, mit seinem schönen Rhythmus, der Zärtlichkeit in Julias Stimme und einem niedlichen Text ist eigentlich alles dabei, was wir von Frau Stone erwarten. „My Baby“ lässt dann das Niveau schlagartig unter die Teppichkante rutschen. Wenn man die Songzeile „love me tender, love me sweet“ noch gerade so durchgehen lassen kann und über die melodische Anlehnung der Streicherfraktion an „Unchained Melody“ hinwegsieht, sorgt der prozentuale Anteil des Wortes "Baby" im Refrain für einen echten Würgreiz. In dieser Häufigkeit haben so etwas bisher nur Justin Bieber und die Jonas Brothers praktiziert, also nicht gerade die ersten Referenzen für einen Hörer mit einem Mindestmaß an Geschmack. Das kann dann auch ein noch so gefühlvoller Gesang nicht mehr retten. Im Anschluß daran schlagen „Winter On The Weekend“ und „The Memory Machine“ ruhige Töne an, allerdings ohne einen besonders tiefen Eindruck zu hinterlassen. Wer bis zu diesem Punkt noch nicht eingeschlafen ist, wird mit dem etwas schwungvolleren und mit Gute-Laune-Tönen vollgepackten „Catastrophe!“ belohnt. Dass Julia Stone durchaus in der Lage ist, tolle Songs zu schreiben, beweist „The Horse With No Wings“, in dem die Formel aus gezupften Noten, einer verzerrten E-Gitarre und Julias leicht naiver, süßer Art voll ins Schwarze trifft. Mit einem ähnlichen Schema, nur diesmal rein akustisch, weiß auch „Where Does The Love Go“ als Abschluss zu gefallen.

Auch nach einer zweistelligen Anzahl von Durchläufen mag sich bei „The Memory Machine“ kein wirklicher Genuss einstellen. Die Highlights sind zu vereinzelt, die Ideen zu spärlich und das durchgehend schleppende Tempo macht aus dem Album zwar ein nettes Sedativum, aber das war sicher nicht das Ziel von Julia Stone. Aber zum Glück gibt es ja noch ihren Bruder Angus und damit die Hoffnung auf viele weitere wunderschöne Alben der Geschwister.

Marcel Eike

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