Rezension

JR Ewing

Maelstrom


Highlights: Change Is Nothing (Everything Is) // Fucking & Champagne // Floodlight // Pitch Black Blonde
Genre: Noise-Rock // Hardcore
Sounds Like: Refused // Minus // Billy Talent // ...Trail Of Dead

VÖ: 02.12.2005

Es ist gleich doppelt schön, wenn man von einem bisher auf weiten Strecken blass gebliebenden Genre 05, kurz vor Ende des Jahres, in der ach so gemütlichen Weihnachtszeit, nochmal einen richtigen Leckerbissen serviert bekommt. Bedanken dafür kann man sich bei JR Ewing, neben den Kollegen von Turbonegro der bisher rockenste Import aus Norwegen. 5 Typen, alle wohl so Ende 20, die auf die Frage nach ihrem Namen kurz und knapp antworten:"Because we couldn't think of a good one." Das ist natürlich Rock'n'Roll, aber bei so einem Namen muss doch was dahinter stecken. Eigentlich ganz leicht herauszufinden insofern man jemanden aus der vorherigen Genaration fragt. JR Ewing war der Bösewicht in der Mutter aller Seifenopers "Dallas". Also ein weiteres Privileg für ein "hartes" Album...

Doch um eines von Anfang an klarzustellen: Verglichen mit dem Vorgänger "Ride Paranoia" ist es beinahe harmlos. Den Begriff "harmlos" im Bezuge auf JR Ewing zu verwenden ist dennoch Quatsch, denn Hardcore ist das allemal. Etwas geordneter kann man sagen. Und dass sich sowas eigentlich nur positiv auf die Musik auswirken kann, ist, denke ich, fast jedem seit dem farbelhaften "Halldor Laxness" von Minus klar. Das ganze ist nämlich wesentlich abwechslungsreicher ausgefallen, glaubt mir.

Genug um den heißen Brei herum geredet - auf zur Musik! "Change Is Nothing (Everthing Is)" eröffnet den etwa 40-minütigen Wahnsinn. Lässt man The Fall Of Troy mal außen vor ist es defentitiv die Hardcore-Single des Jahres. Nein, ich übertreibe nicht, so hätte ein Song auf dem Nachfolger des legendären "The Shape Of Punk To Come", der leider nie erschienen ist, klingen können. Vor allem die ab Minute zwei eintretende Instrumentalpassage sollte besonders positiv erwähnt werden. Das folgende mit Mitgröl-Refrain gestärkte "For We Are Dead", hätte man eventuell auch auf einem der Frühwerke der Texaner Übermusiker Trail Of Dead finden können. Jemand noch nicht auf die Platte scharf? Ja? Echt? OK, dann verrate ich noch mehr. Nämlich zum ersten, dass sie in "Take A Hint" einer der schönsten Gitarrenmelodien des Jahres verarbeitet haben und zweitens, dass ihre Hardcore-Single des Jahres durch die zweite Single "Fucking & Champagne" tatächlich noch am ehesten Konkurenz bekommen. Die beiden Singles sind grundverschieden und decken so bis auf minimale Ausnahmen den musikalischen Bereich der Norweger ab. Da kann man nur noch eines sagen: Perfekte Singleauswahl. Das gelingt nicht jedem. Ein Song wie "Floodlight" genau so wenig, das mal am Rande erwähnt. Das einzige was dem Album zum Überalbum fehlt ist ein gescheiter Schlusstrack. "Here I Vanish" ist zwar nicht schlecht, aber nicht gerade das was man als krönenden Abschluss bezeichnet. Glücklicherweise gibt es danach noch ein Cardigans-Cover als Bonus-Track. "Big Exit" schlägt das Orginal um Längen, schreibe ich als begnateter Nicht-Cardigans-Fan.

So, jetzt müsste aber wirklich jeder, der etwas Härte verträgt, seinen Wunschzettel hervorgekramt haben. Vielleicht jetzt nicht das aller beste Album zum Besinnlich werden, aber mir hat das bereits erwähnte "Halldor Laxness" letztes Jahr auch nicht geschadet, hoffe ich zumindest.

Paul Weinreich

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