Rezension
Jonsi & Alex
Riceboy Sleeps
Highlights: Happiness // Indian Summer // StokkSeyri
Genre: Wohlklingende Geräusche
Sounds Like: Sigur Rós // Olafur Arnalds // Natur
VÖ: 17.07.2009
Lest bald bei helga-rockt: Das Plätschern des kleinen Bächleins im morgendlichen Tale - noch so idyllisch wie vor 100 Jahren? Und, exklusiv bei uns: Klingt der Vogelgesang im Frühlingswald noch so schön wie zuvor, jetzt wo Amsel, Drossel, Fink und Star die gemeinsame Zusammenarbeit aufgegeben haben?
So oder so ähnlich sind die Assoziationen, je weiter man sich in "Riceboy Sleeps", die Kooperation von Sigur-Rós-Frontmann Jón þór Birgisson mit dem Musiker und Visual Artist - und Jóns Lebenspartner - Alex Somers hineinhört. Zugegeben: Bei allem, was nach irgendeiner Art von Fusion der Vorzeige-Musiker Islands mit einem elektronischen Künstler klingt, dürfen wohl in der Tat primär sphärische Ambient-Klänge erwartet werden - aber dass das Ergebnis gleich SO sphärisch klingen muss wie beispielsweise der potentielle Meditationssoundtrack "Daniel In The Sea?"
Bei Stücken wie jenem ist man fast gewillt, eine musikphilosophische Grundsatzdiskussion anzustoßen, was genau Musik denn sein möge und was nicht. Benötigt Musik Rhythmus und Melodien oder nurmehr eine mehr oder weniger wohl klingende Abfolge von Tönen und Geräuschen? Falls letzteres, ist "Riceboy Sleeps" von der ersten bis zur letzten Sekunde zweifelsohne wunderschöne Musik - das sind die Klänge, die man vernimmt, wenn man sich im Sommer einfach mal auf eine einsame Wiese legt und die Augen schließt, dann aber auch.
An wirklichen Strukturen mangelt es "Riceboy Sleeps" besonders gegen Ende seiner knapp 67 Minuten jedoch erheblich, häufig fühlt man sich in der Tat an esoterische Natursoundtracks erinnert - oder einfach an das, was bei Jonsis Hauptprojekt Sigur Ros problemlos als Intro durchgegangen wäre. Umso wohltuender ist dann "Handfestes", wenn etwa "StokkSeyri" von sanften Klaviertönen eingeleitet wird oder sich der beinahe zehnminütige Opener "Happiness" langsam zu einer beruhigenden Streichersonate Olafur-Arnalds'scher Natur entfaltet. Auch der Chor im "Atlas Song" ist einfach nur wunderschön, und gen Ende von "Indian Summer" leiht Jonsi dem Stück schließlich selber seinen unverwechselbaren Gesang.
Zumindest ein Heranwagen an diese ersten vier - nennen wir sie "Kompositionen" - von Riceboy Sleeps sei auf jeden Fall jedem Freund von Sigur Ros empfohlen, aber auch jedem, der gerne einmal zum Geruch von Duftkerzen die eigene Einswerdung mit dem Universum herbeizuführen probiert. Alles darauf Folgende mag letzterer Gruppe ebenfalls noch bei der Findung innerer Harmonie behilflich sein, kann jedoch mit den Maßstäben eines Musikjournalisten nur schwerlich bewertet werden.
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