Rezension

Johnny Flynn

Country Mile


Highlights: Country Mile // The Lady Is Risen // Bottom Of The Sea Blues
Genre: British Folk // Blues
Sounds Like: Mumford And Sons // Laura Marling // Cherbourg // Jay Jay Pistolet // Jeremy Warmsley

VÖ: 27.09.2013

Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie nicht nur einzelne Künstler, sondern sogar eine ganze Musikszene sich entwickeln kann. Wenn man sich ansieht, wo nun Mumford And Sons, Noah And The Whale und Laura Marling stehen, die alle vor etwa fünf Jahren auf der Bildfläche auftauchten – damit hatte man so nicht gerechnet. Doch da gibt es noch einen Namen, den man bei dieser Aufzählung der namhaftesten Vertreter dieser neuen britischen Folk-Bewegung nicht vergessen sollte, auch wenn er schon immer gerne ein bisschen aus der Reihe tanzte: Johnny Flynn.

2008 hat er mal eben mit „A Larum“ ein regelrechtes Hitalbum vorgelegt, um sich dann mit seinem Nachfolger „Been Listening“ auf weniger zugänglichen Pfaden zu bewegen. Danach war es das dann erstmal mit der Musik. Dass Flynn außerdem auch Schauspieler ist, wird gerne vergessen. Nach einigen Theaterrollen ist der 30-jährige Brite nun wieder als Musiker auf der Bildfläche aufgetaucht – und hat mit seinem neuen Werk „Country Mile“ eine Platte vorgelegt, die locker mit ihren Vorgängern mithalten kann, und vielleicht sogar seine bisher beste ist. Und dass, wo bei diesem Album nach Johnny Flynns Angaben sowohl, was das Songwriting, als auch, was die Aufnahmen angeht, weniger Aufwand betrieben wurde als sonst. Oft hätten die Songs nur einen skizzenhaften Charakter gehabt und seien zwischen Tür und Angel entstanden, meint Flynn. Umso erstaunlicher ist da, wie gut auf „Country Mile“ letztlich doch alles zusammenpasst. Und was das Aufnehmen angeht: das lief diesmal ohne lange Studiozeit, sondern hat Johnny Flynn mal eben selbst in die Hand genommen und nennt das Ganze „demoing with intent“. Wie auch immer er das angestellt hat, der Sound seines Drittwerkes ist so satt und facettenreich, dass man gerne ein bisschen lauter aufdreht, um die ganzen Details auch wahrnehmen zu können und besser eintauchen zu können in diese Musik, die so warm und organisch klingt, dass es eine wahre Freude ist.

Man braucht nur die ersten bluesigen Akkorde von Johnny Flynns halbakustischer Gitarre im Titeltrack zu hören bekommen und ist schon mit im Boot. Was dieser Musiker abliefert, ist so beständig im Niveau, dass man sich richtig darauf freut, das Album zu erkunden, ohne dass Skepsis auch nur die Chance hätte, sich breitzumachen. Erfreulich ist es auch zu sehen, dass in Johnny Flynn die Wurzeln des britischen Folks erhalten bleiben: Rhythmus, Melodieführung und die immer wieder ihren Beitrag leistende Fidel – in Kombination gibt es seiner Musik diese britische Note, die den meisten seiner Mitstreiter von damals weitestgehend verloren gegangen ist. Ohne Ausfälle reiht sich hier ein Song an den nächsten. „The Lady Has Risen“ oder der „Bottom Of The Sea Blues“ haben einen volleren Bandsound mit wunderschön arrangierten Bläsersätzen, in Songs wie „Gypsy Hymn“ oder „Einstein’s Idea“ geht es dagegen etwas ruhiger zu. Insgesamt ist „Country Mile“ aber eine durchaus runde Sache, auch wenn nicht immer das Leitmotiv des Reisens durchklingt. Doch Johnny Flynn ist ja für seine oft etwas undurchsichtige Lyrik bekannt, und somit bleibt es abzuwarten, welche inhaltlichen Zusammenhänge sich hier bei weiteren Hördurchgängen noch auftun werden.

Kilian Braungart

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Lyric-Video zu "The Lady Is Risen"

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