Rezension
John Maus
Screen Memories
Highlights: The Combine // Touchdown // Bombs Away
Genre: Synth-Pop // Dark Wave
Sounds Like: Molly Nilsson // Giorgio Moroder // Joy Division
VÖ: 27.10.2017
Es war lange ruhig um John Maus. Nach seinem begeisternden dritten Album „We Must Become The Pitiless Censors Of Ourselves“ ging er zunächst auf Tour und schob noch flugs eine Sammlung von unveröffentlichtem Material hinterher, doch dann zog er sich für eine ganze Weile von der Bühne zurück. Er erlangte in der Zwischenzeit einen Doktortitel in Politischer Philosophie und einige Erfahrung im Selbstbau von modularen Synthesizern. Nun ist er zurück und wir können beruhigt sein: „Screen Memories“ hört man den akademischen Titel kaum an, dafür hat John Maus den Umgang mit den Synths noch drauf wie eh und je.
Gleich die erste Single des Albums weiß zu begeistern. Die sonore Stimme von Maus zieht die Hörer sogleich tief in „The Combine“ hinein, das kantig-theatralische Elektropop-Soundgeflecht tut sein übriges. “It’s going to dust us all to nothing, man. I see the combine coming.” Das ist auch schon der komplette Text des Songs, was ordentlich Raum für Interpretationen lässt. Das Ende der Zeit? Die zwölf Songs auf „Screen Memories“ hören sich auf jeden Fall jetzt schon ziemlich zeitlos an.
Die Endzeitstimmung von „The Combine“ zieht sich durch das ganze Album hindurch. Der Doktor der Philosophie beschreibt das prägende Thema mit den Worten: „Darum geht es irgendwie, an der Schwelle zur Ewigkeit zu sein: die Simultanität der Vergangenheit und Gegenwart in einem Instinkt.“ Ziemlich apokalyptisch, ziemlich barock. Erst recht sakral wird es dann ganz am Ende des Albums. „Bombs Away“ ist der einzige Song darauf, der nicht von Maus selbst, sondern von seinem ehemaligen Kommilitonen Ariel Pink und Matt Fishbeck komponiert wurde. Oder man kann vielleicht besser sagen: Der Maus auf den Leib geschneidert wurde. Hall überall und Melodiebögen so hoch wie Kathedralen.
Alles in allem schenkt uns „Screen Memories“ viele Fragen und keine Antworten. Das Beste daran ist wohl: Das Album zeigt, Maus ist alive and kickin' – und wir dürfen gespannt sein, was er in nächster Zeit noch so abliefert.
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