Rezension

Jóhann Jóhannsson

The Miners Hymns


Highlights: The Cause Of Labour Is The Hope Of The World
Genre: Soundtrackmusik
Sounds Like: Ólafur Arnalds // Jónsi & Alex // Clint Mansell

VÖ: 29.07.2011

Ton und Bild. Bild und Ton. Wenn auditive und visuelle Eindrücke als Einheit gedacht sind, fällt es schwierig, einzelne Elemente separat zu beurteilen – dafür ergibt sich die Chance, sich mittels der Atmosphäre, die durch die Rezeption des einen Teils entsteht, ein Bild über den anderen Teil zu machen. So auch bei „The Miners' Hymns“, dem neuesten Projekt des isländischen Komponisten Jóhann Jóhannsson.

Dieses ist als Soundtrack konzipiert, als Soundtrack zu einer gleichnamigen, soziohistorischen Dokumentation über die Bergarbeiter Englands, eine Bevölkerungsgruppe also, die so kaum noch existiert – wodurch einer nostalgischen Verklärung einer oft unmenschlich harten Lebensrealität natürlich Tür und Tor geöffnet werden. Auch ohne Kenntnis des Films lassen bereits die Songtitel auf „The Miners' Hymns“ auf solche schließen: „An Injury To One Is The Concern Of All“ zeugt von verklärter Solidarität, „The Cause Of Labour Is The Hope Of The World“ lässt industrielle Ausbeutung in einem utopischen Licht erscheinen. Passend dazu wirkt letzteres Stück – der Abschluss des Albums – auch am hellsten und euphorischsten: Wo sich die Fanfaren, das am stärksten im Fokus stehende Instrument auf „The Miners' Hymns“ ansonsten gerne auf vereinzelte, teils von sekundenlanger Stille getrennte und so beinahe monoton wirkende Stöße beschränken, spielen sie hier zu einem großen, weltumarmenden Triumphmarsch auf, der beinahe an Sigur Rós erinnert.

Genau dieser häufige Minimalismus (so kann es durchaus mehrere Durchgänge dauern, um in den eröffnenden zehn Minuten von „They Being Dead Yet Speaketh“ überhaupt eine Progression zu erkennen) kann sich dann eben schnell als Crux des Mediums Soundtrack herausstellen: Die Musik – die Töne, die Akustik – sind eben nicht dazu gedacht, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sondern sollen eine anderswie bereits etablierte Atmosphäre lediglich untermalen: verregnete Düsterkeit in „An Injury To One Is The Concern Of All“, eine gewisse Sakralität in „There Is No Safe Side But The Side Of Truth“. Dass Jóhannsson dies zwar abwechslungsreich, aber doch mit teils recht beschränkten Mitteln tut, verstärkt diesen Eindruck nur. Und doch: Für einen abgerundeten Eindruck bedarf es des Visuellen.

Jan Martens

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