Rezension

Janelle Monáe
The Electric Lady
Highlights: Suite IV Electric Overture // Givin Em What They Want (feat. Prince) // Dance Apocalyptic // What An Experience
Genre: RnB // Soul // Funk
Sounds Like: Solange // Erykah Badu // Santigold // Outkast // Gnarls Barkley // Kelis
VÖ: 13.09.2013

Warum sollte man ein Album rezensieren, dessen Genre man normalerweise noch nicht einmal besoffen ertragen kann? Vielleicht, weil es auch RnB-Interpreten gibt, deren musikalisches Spektrum über von billigen Konservenbeats untermalte, platte Lyrics hinausgeht. Janelle Monáe bewies mit dem Konzeptalbum "The ArchAndroid" im Jahre 2010 eindrucksvoll, dass sie eine dieser rühmlichen Ausnahmen ist und es nicht nötig hat, für ansprechende Verkaufszahlen primär auf Titten und Ärsche zu setzen, sondern sich auch einfach mal als Cyborg stilisieren kann. Nebenbei präsentierte sie sich auch noch erstaunlich wandlungsfähig. So machte sie sowohl auf gewohntem Terrain, beispielsweise zusammen mit Big Boi ("Tightrope"), als auch mit Of Montreal ("Make The Bus") eine ausgezeichnete Figur. Features gibt es auf dem neuen Album "The Electric Lady" ebenfalls wieder einige, diese sind jedoch alle zumindest grob dem RnB-Genre zuzuordnen.
Trotzdem experimentiert Janelle Monáe weiterhin spielerisch mit Elementen aus diversen Musikrichtungen, auch wenn der Grundtenor sicherlich poppiger ist als auf dem Debüt. Schon das Intro "Suite IV Electric Overture" klingt eher wie der Vorspann eines Tarantino-Films denn ein RnB-Stück, und "Givin Em What They Love", auf dem Prince mitwirkt, hätte mit seinen Rock-Elementen auch aus der Feder von Santigold kommen können. Die ist zwar nicht als Feature mit dabei, dafür aber andere namhafte Größen wie Erykah Badu und Solange. Leider ist aber nur das Ergebnis zweiterer Kollaboration ("Electric Lady") ein gelungener Song, während "Q.U.E.E.N" (feat. Erykah Badu) sämtliche RnB-Klischees bedient, genau wie auch das übermäßig schnulzige "Primetime" (feat. Miguel).
Ansonsten kann man Monáe wenig vorwerfen, außer vielleicht die extrem nervigen Interludes, die wohl die überzeichnete Karikatur einer Radiosendung sein sollen. Sowohl in aufgedreht-fröhlichen Sommerpopsongs ("Dance Apocalyptic") als auch hinter breiten 80er-Jahre-Synthies ("What An Experience") macht die Interpretin eine ausgezeichnete Figur. Verführerischer als in "Look Into My Eyes" war Janelle Monáe nebenbei auch noch nie. "The Electric Lady" ist mit deutlich über einer Stunde Spielzeit wieder ein Werk enormen Umfangs geworden. An die Größe des Debüts "The ArchAndroid" kommt das neue Album aber leider trotzdem nicht heran. Denn ersteres hatte einfach die größeren Hits, auch wenn "The Electric Lady" bewusst mehr auf ein wärmeres Klangbild setzt und weniger "art for art's sake" ist. Trotzdem befindet sich Janelle Monáe nach wie vor auf dem richtigen Weg. Zum Glück sind noch zwei weitere Teile der "ArchAndroid"-Saga offen.
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