Rezension
Jamie Woon
Mirrorwriting
Highlights: Lady Luck // Gravity // Waterfront
Genre: Dubstep // Pop // Soul // Electro
Sounds Like: Jamie Lidell // Justin Tiimberlake // Katy B. // Joker // Drake // James Blake // Bon Iver // Burial // Active Child
VÖ: 27.05.2011
Kann es eine Mitte zwischen Burial und Justin Timberlake geben? Falls ja, wie klänge sie? Subjektiv gesehen ist Jamie Woons Debütalbum „Mirrorwriting“ genau diese Mitte. Zwischen weißem R’n’B und geisterhaften Dubstepkulissen ersteht hier ein poppiges und gleichzeitig ungemein ergreifendes Album. Natürlich gilt hier (wie für vieles der poppigen Ausprägungen britischer Bassmusik), dass die Stücke im Grunde so auch schon im 2Step der späten 1990er Jahre hätten entstehen können.
Die Faszination am und die Qualität des Albums entstehen aus Kombination erwähnter musikalischer Foki. Einerseits sind da die dunklen – hier nur im Hintergrund arbeitenden – Dubsteplandschaften Burial’scher Ausprägung. Diese werden dann zum anderen in Gegensatz gestellt zu weißem Soul-Gesang der expressiv extravaganten Art, wie sie Justin Timberlake auf „Futuresex/Lovesounds“ zu einem Megaseller gemacht hat. Dieses Mit- oder Gegeneinander wird am deutlichsten in „Lady Luck“. Der scheinbare Widerspruch verschmilzt auf „Mirrorwriting“ tatsächlich zu einer grandiosen tönenden Kooperation verschiedener Stile.
Jamie Woons Stücke erklingen voller Wärme, er lässt sie aber nie zu heimelig werden. Vielmehr transportieren die Tracks immer eine implizite Bedrohung, so dass die nötige Spannung aufrecht erhalten bleibt. Die Sanftheit von Harmonien und Stimme mag beruhigend wirken, aber Beat, Bässe und perkussive Elemente lassen dieses potentiell Einschläfernde nie wirklich zum Tragen kommen. Woons Gesang in aller Seelenfülle und die gebrochenen Garage-Beats ergeben eine nahezu perfekte Mischung. Da eben die Stimme immer im Mittelpunkt steht, muss „Mirrorwriting“ eher mit Künstlern wie Jessie J., Drake oder Adele konkurrieren denn mit Dubstep-Platten dieses Jahres. Das Album zielt nicht so sehr auf den Club – das machen die relevanten Remixe – sondern auf das Airplay. Mit dieser Intention erregt es kurzfristig nicht all die Aufmerksamkeit, die Bedroomproduzenten wie Rustie oder Hudson Mohawke oder Dubstepakteure wie SBTRKT, Boxcutter und Zomby sich in diesem Jahr sicherten. Als Popalbum aber mag es eine zukünfigte Referenzplatte sein.
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