Rezension

Jamie Lidell

Compass


Highlights: The Ring // You`re Waking // Compass // Gypsy Blood
Genre: Indie // Soul
Sounds Like: Mayer Hawthorne // Sharon Jones and The Dap-Kings // Beck

VÖ: 14.05.2010

Der ewige Wanderer Jamie Lidell, der Mann, der stets auf der Suche ist nach dem passenden Sound, der die musikalisch verarbeiteten kontemporären Lebensumstände in ein extravagantes Klangumfeld packt: Er ist die moderne Version eines umherziehenden Sängers, wie ihn die Romantik einst erfand und wie ihn die Folksänger dieser Tage, in ihren Holzfällerhemden und mit Vollbart geschmückt, nur kopistisch imitieren können. Statt Wandergitarre trägt er ein Laptop mit sich und anstelle von romantisch verklärter Inspiration ist er stets auf der Suche nach dem perfekten Partner. Einem, der es vermag, Lidells Gefühle zu verstehen und sie gemeinsam mit ihm zu einem großen Ganzen zu verweben.

Und an dieser Stelle kommt der womöglich einzige beliebte Scientologe dieser Welt ins Spiel: Beck Hansen. Er hat dieser dritten Platte Lidells sein popmusikalisches Wissen geliehen, es co-produziert. Im Gegensatz zu anderen Zusammenarbeiten (Charlotte Gainsbourg) hört man „Compass“ die Mitarbeit Becks nicht sofort an, dafür ist Lidells eigener kreativer Geist zu selbstständig. Es ist aber davon auszugehen (eine Vermutung, die sich mit jedem Hördurchgang mehr bestätigt), dass der Kollaboration der beiden eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit zugrunde lag. Irgendwie kam Beck auch im passenden Moment: Jamie Lidell hatte sich gerade aus Berlin verabschiedet – nach eigenen Aussagen, weil sich die Kreativität in der deutschen Hauptstadt häufig darauf beschränkt, auf einen Joint oder ein paar Bier zu versacken – und ist nach New York gezogen, außerdem hat er sich von seiner Freundin getrennt. Man ist gewillt, diese Umstände nicht zu bedauern (so egoistisch es auch klingen mag), sind sie doch letztendlich mit ein Grund für die Entstehung von „Compass“

Aufgenommen in Kanada, L.A. Und New York mit Feist, Gonzales, Chris Taylor von Grizzly Bear, sowie Pat Sansone von Wilco bewegt sich die Platte zwischen Rock, Pop, Soul und Funk, elektronischen, wie organischen Klängen. Skurille Sounds wie eine durch den Verstärker gejagte Bassklarinette („The Ring“) findet man an allen Ecken. Hart und sensibel, kopflastig mal, mal von Bewegungsdrang getrieben – das alles macht „Compass“ zu dem vielleicht vielseitigsten Album Lidells.

Andreas Peters

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