Rezension

Jamaica

No Problem


Highlights: Jericho // I Think I Like U 2 // Short and Entertainment
Genre: Indiepop // Elektro
Sounds Like: Vampire Weekend // Phoenix // Justice

VÖ: 20.08.2010

Nein. Jamaica machen keinen Reggae. Soviel nur vorneweg. Jamaica machen aber auch keinesfalls schwermütige Musik, somit führt der Bandname zumindest nicht völlig in die falsche Richtung, denn die beiden Pariser Freunde Antoine Hilaire und Florent – zusammen Jamaica – machen locker-luftige Sommermusik. Auch die Entstehung ihrer Band war eine locker-spontane Sache: Befreundet sind die beiden schon lange, und irgendwann hat Antoine Florent einfach den Bass in die Hand gedrückt und ihn dazu gebracht, in seiner Band (damals noch unter dem Namen Poney Poney und aus drei Mitgliedern bestehend) mitzuspielen. Antoine für seinen Teil wollte nach eigener Aussage schon immer schreiben und Musik erschaffen. Erst vor anderthalb Jahren aber begannen beide gemeinsam ernst zu machen, kündigten ihre Jobs, um sich voll auf Jamaica zu konzentrieren.

Und als Jamaica machen die beiden auf ihrem Debütalbum "No Problem" eine Mischung aus Vampire Weekend und Bands wie den Kooks, klingen wie Phoenix in elektropunkig oder Justice in indiepoppig. Was passt, denn beide werden von Antoine und Florent als Vorbilder bezeichnet, vor denen sie großen Respekt haben. Nicht zuletzt Antoines Stimme erinnert an die Stimme des Phoenix-Chanteurs Thomas Mars.

Jamaicas Sound ist also ähnlich zu dem anderer aktueller Musik, was kein großes Problem darstellt, denn sie machen ihre Sache gut. Vielmehr ein Problem ist es, dass Jamaica auf Albumlänge nicht zu überzeugen wissen. "No Problem" besitzt mit den fröhlich vor sich hin tüdelden "Jericho" und "I Think I Like U 2" zwar wunderbare Sommerhits voll knackiger Gitarren und Gesangslinien zum Mitpfeifen, "Secrets" erinnert vom Sound her an den einstigen Garage-Hit "Bohemian Like You" der Dandy Warhols und "Gentleman" wartet sogar mit – allerdings relativ konventionellen – Streicherteilen auf. Das sind Highlights der Platte, Songs, die man fürs sommerliche Grillen in die Gute-Laune-Playlist packt. Doch auf elf Songs verteilt ist das Ganze absolut nicht abwechslungsreich genug, es plätschert gegen Ende geradezu vor sich hin. So kann das Album an sich mit der Heavy-Rotation seiner eigenen – mit Verlaub – wunderbaren Hits nicht mithalten.

"No Problem" gehört in keinem Fall zu der Sorte Musik, die man sich im Winter allein daheim anhört – auf Albumlänge eben schon gar nicht –, sondern ist absolut etwas für die Sommermonate. Somit ist der Veröffentlichungstermin wohl leider etwas ungeschickt gewählt, denn um die sommerliche Stimmung voll mitzunehmen und sich in die Köpfe zu setzen hätte das Werk irgendwann zwischen März und Mai erscheinen müssen. So erscheint es leider Ende August, wenn es wieder öfter regnet und die Jahreszeit, Jamaica zu hören, zu Ende geht. Das ist schade, denn zumindest für "Jericho" hätten Jamaica es verdient, so einigen den Sommer zu versüßen. Hoffentlich tun sie das dann nächstes Jahr.

Daniel Waldhuber

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