Rezension

Jackson Scott

Melbourne


Highlights: Evie // Sandy // That Awful Sound // Together Forever
Genre: Psychedelic // Garage // Lo-Fi
Sounds Like: Syd Barrett // White Fence // Happy Birthday

VÖ: 06.09.2013

Es gibt sie doch: Die Liebe auf den zweiten Blick. Wer „Melbourne“ zu Beginn einwirft, wird schräges Geklimper und schiefes Genöle, aber keine Hits hören. Das, was den Hörer hier überfordert, ist Musik für Dauerbreite und Ewigverpeilte, wohl aufgenommen von einer betrunkenen Katze, die über sämtliche Instrumente und ausgerechnet den Aufnahmeknopf getorkelt ist. Natürlich ist Jackson Scott blutjung, aus North Carolina, und sieht auch zumindest auf den Fotos weder sonderlich helle noch außergewöhnlich nüchtern aus. Deshalb ist es eigentlich kein Wunder, dass hier kein virtuoses Gitarrengegniedel aus den Boxen fließt.

Man kann nun aufgeben und das Album auf dem Haufen verpasster Gelegenheiten deponieren. Oder man folgt wie Jackson Scott Großmeister Syd Barrett mithilfe einiger Pappen auf die andere Seite. Und was anfangs wie eine von Instrumenten vom Rummel produzierte Kakophonie klingt, entwickelt irgendwann nach dem fünften Durchlauf doch seine ganz eigene Schönheit. „Melbourne“ ist ein schräger Rausch ohne Nebeneffekte. Neo-Psychedelia für Hörer, die sämtliche nervigen Aspekte dieser Musikrichtung – endlosen Wiederholungen, Soli, Trollen – nichts abgewinnen können. „Melbourne“ folgt dem Entwurf, den Kyle Thomas schon mit seinem fantastischen Nebenprojekt Happy Birthday gemacht hat: Der Öffnung des Lo-Fi hin zu psychedelischen Klängen.

Trotzdem ist natürlich nicht alles schräg, was klimpert. Um die ersten Durchgänge etwas weniger abschreckend und die bittere Pille schmackhafter zu machen, hat Jackson Scott doch einige Zuckerwürfel wie „Sandy“ oder „Any Way“ untergejubelt. Dabei sind es trotz allem gerade die kratzigen Dinger wie „Evie“, die irgendwann packen und einen hypnotischen Sog entwickeln.

„Melbourne“ belohnt geduldige Zuhörer und ist damit kein Album für Gelegenheitshörer und Schönwetterfans. Wer nun wegen der zuletzt recht mauen Garage-Veröffentlichungen verzagt und bereits befürchtet, sein Lieblingsgerne läge im Sterben: „Melbourne“ einlegen und in Jackson Scotts wirren Klangstrudeln ersaufen.

Yves Weber

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