Rezension

Iamamiwhoami

Blue


Highlights: Blue Blue // Chasing Kites // The Last Dancer
Genre: Elektro-Pop // Synthie-Pop // Audiovisuelle Kunst
Sounds Like: Fever Ray // Austra // Hundreds // The Knife // Oh Land

VÖ: 20.02.2015

Es gibt Menschen, die haben den Kopf in den Wolken und laufen ziel- und planlos durch die Welt, immer mit den Gedanken woanders als im Hier und Jetzt. Es gibt außerdem Menschen, die gerne den Kopf in den Sand stecken und mit großen Schritten rückwärts gehen, wenn der Weg mal steinig wird. Und es gibt Jonna Lee, die mit dem Kopf unter Wasser ist, während die Füße die Erde berühren – der Körper spürt die Erdanziehungskraft und die Schwerelosigkeit gleichermaßen. Jonna selbst sagt, sie stünde als iamamiwhoami mit einem Bein in der realen und stecke mit dem Kopf in der digitalen Welt und sie habe genau diese Gegebenheit in ihrem neuen audiovisuellen Album „Blue“ eingefangen

Meeresrauschen und helle, leichte Synthieklänge. So beginnt der erste Song „Fountain“ auf „Blue“, mit dem sich der Hörer direkt in Jonna Lees Lage zu versetzen beginnt und mit dem Kopf in kühlem Wasser steckt. Nichts zu hören außer klarer Vocals, hier und da schwappt eine Welle aus dem Synthesizer herbei und lässt die Haare im Wasser tanzen. Das Konzept „Wasser“, mit dem Sängerin Jonna, Produzent Claes Björklunds und das Visual Kollektiv Wave gemeinsam fahren wollen, stimmt hier schonmal und sobald Jonna anschließend „Hunting for pearls on the ocean floor“ singt, dringt man in die Tiefen der Platte ein. Die steife Seebrise weht dem Hörer in „Chasing Kites“ um die Ohren, Beats tropfen zu „Thin“ wie Regen auf das Trommelfell. Und dann kommt „Ripple“, das weder Fisch noch Fleisch zu sein scheint. Auch das kann mal interessant sein, aber nicht direkt nachdem sanfte Synthesizer durch die Gehörgänge schwappten, denn der vorletzte Song des Albums ist der plötzliche Sturm auf hoher See, dessen knirschig-unruhige Elektroergüsse schockieren und trotz unverändert träumerischem Gesang als das melodische Pendant zum Stroboskoplicht alle Ruhe auf- und durchwirbelt. Na zum Glück beruhigt sich das Herz abschließend zur wunderschönen Ballade „The Last Dancer“, die den ruhigen Tod besingt.

Letztendlich ist „Blue“, das dritte Album der Schwedin Jonna Lee alias iamamiwhoami, eine melancholische, beruhigende und angenehm umschlingende Unterwasserwelt. Anders als in Atlantis besteht diese Unterwasserwelt jedoch nicht aus tatsächlichen Gebäuden, sondern vielmehr aus Schallmauern. Tragende Rhythmen nebst zartem Gesang, der das Gerüst auskleidet. Jetzt heißt es nur noch: Kopf aus den Wolken und dem Sand und ab unter Wasser damit.

Doreen Stoecke

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Chapter 1 des Audioviduellen Albums. "Fountain"
Chapter 9 des Audioviduellen Albums. "The Last Dancer"
Chapter 7 des Audioviduellen Albums. "Chasing Kites"

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