Rezension
Henry's Funeral Shoe
Everything's On Sale
Highlights: Henry's Funeral Shoe // Empty Church // Stranger Dig // Coming On Through
Genre: Bluesrock
Sounds Like: The White Stripes // The Black Keys // Johnossi
VÖ: 10.04.2009
Zugegeben: Auch wir Helgas sind - wie alle Musikjournalisten dieser Welt - keine unfehlbaren Rezensiermaschinen, sondern hin und wieder vor Subjektivität in der Bewertung nicht gefeit. Da können sich dann vielleicht auch schon einmal Faktoren auf die vergebenen Noten auswirken, die eventuell gar nicht so primär mit der Musik zu tun haben: Die Schönheit des Albumcovers oder -booklets vielleicht, oder auch ganz simpel das Wetter und die aktuelle Laune des Autors. Bleibt zu hoffen, dass der Grad der Blödheit des Bandnamens kein Teil dieser Liste von Faktoren ist. Ansonsten hätten Henry's Funeral Shoe nämlich ein Problem.
Und vor allem hätten sie dieses Problem vollkommen unverdientermaßen, da eigentlich niemand, der nicht gerade eine mittelschwere Allergie gegen E-Gitarren hat, dieser Band aus der Musik ihres Debüts "Everything's For Sale" einen Strick drehen könnte - jemand mit Bass-Allergie sowieso nicht, da dieses Instrument bei Henry's Funeral Shoe komplett fehlt. Das Triumvirat aus Gitarre, Gesang und Schlagzeug reicht hier aus, um das zu machen, was man mit eben dieser Instrumentenkombination gerne macht: Kantigen, erdigen Bluesrock - und zwar verdammt guten.
Bei den Erzeugern handelt es sich hier um ein im modernen Rock 'n Roll eher exotisches Vater-und-Sohn-Duo, das die Aufgaben jedoch altersgerecht verteilt hat: Sohnemann Brennig verkloppt, jugendlich ungestüm, Felle und Becken, Vater Aled steckt die rauhe Whiskeystimme in den - mal fast geschrienen, mal eher röchelig-geknurrten (siehe „It’s A Long Way“) - Gesang und mit dem Alter angesammeltes Weltwissen in die Texte.
Auf diese sicherlich nicht originelle, aber dafür umso perfekter ausgeführte Art und Weise entstehen so, vom eher behäbigen „Don’t Lose The Rhythm“ über das temporeiche „Coming On Through“ und die vielen anderen Stücke, die wild zwischen diesen Polen herumwirbeln, zehn Songs, die auch auf Genre-Vorreitern wie „White Blood Cells“ von Jack und Meg den Qualitätsschnitt keineswegs nach unten gedrückt hätten. Wenn man dann auf „Empty Church“ die vielleicht coolste Fake-Bass-Line seit „Seven Nation Army“ hört und schließlich auf dem abschließenden, mundharmonikagesteuerten „Mary’s Tune“ verschnaufen kann, bleibt dem Rezensenten nur zu sagen, dass man hier mit „Everything’s For Sale“ schon jetzt das vielleicht lässigste Bluesrockalbum des Jahres vorliegen hat und damit eine uneingeschränkte Kaufempfehlung (denn heruntergeladen wird hier nicht!) aussprechen kann – und das bei weitem nicht nur, weil gerade draußen die Sonne scheint.Und trotz des blöden Bandnamens.
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