Rezension
Helge Schneider
Sommer, Sonne, Kaktus!
Highlights: Sommer, Sonne, Kaktus! // Offenes Hemd // Somewhere Over The Rainbow
Genre: Nonsens // Jazz
Sounds Like: Mambo Kurt // Buddy Casino
VÖ: 09.08.2013
Hoffentlich unnötige Frage, beantworten wollen wir sie trotzdem ausnahmsweise noch einmal: Seit wann fällt jemand wie Helge Schneider, den man zunächst wohl mit Begriffen wie „Katzeklo“ oder „00 Schneider“ assoziiert, in den Zuständigkeitsbereich von éclat? Mindestens Besucher von Jazzfestivals wissen jedoch schon lange, dass Helges erste Liebe nicht der Quatsch, sondern das Klavier und die Trompete sind – auch wenn diese sich auf „Sommer, Sonne, Kaktus!“ den Platz vor dem Mikro immer wieder gleichberechtigt mit Flöten, Bongos und allem, was der Schrank noch so hergibt, teilen müssen. Also Argument #2: Helge bleibt ein Meister darin, verschiedenste Musikstile ohne allzu feste Hiebe mit dem Holzhammer zu parodieren und zu verfremden.
Bestes Beispiel dafür ist gleich der Titeltrack, der von jeder nur denkbaren Sommervokabel über „Nananas“ bis zu einer Art behelfsmäßigen manuellen Scratchens wohl jedes Sommerhitklischee durch den Kakao zieht, das es so gibt – und dabei frecherweise auch noch eingängiger ist als die meisten von denen zusammen. Dass der Inhalt des ganzen Songs nur taggeträumt ist und Helge eigentlich im Duisburger Hallenbad rumsitzen muss – könnte schon meta sein, wenn der Begriff nicht eigentlich viel zu neumodischer Schnickschnack wäre. Auf „Nachtigall, Huh (Es Zittert Unser Haus, Was Ist Nur Draußen Los?)“ könnte man, trotz des zähen Charakters des Songs, an und für sich von einer gelungenen Parodie auf „Gangnam Style“ sprechen – eigentlich wirkt es jedoch mehr wie Offenlegung der Tatsache, wie blöd Psys Welthit allgemein schon ist.
Weitaus freundlicher meint es Helge allerdings auf den diversen Coverversionen auf „Sommer, Sonne, Kaktus!“: Weder „Mr. Bojangles“ noch „It Ain't Necessarily So“ werden ins Lächerliche gezogen, dafür mal mit übertriebenem Gelispel, mal rhythmischen Eigenarten im Gesang verfremdet. Diese Songs sind wohl erst drittrangig für den Hörer bestimmt, in erster Linie aber als eigensinnige Verbeugung Helges vor Musikern und Songs, die er schätzt. In zweiter Linie wiederum als Beweis dafür, dass sich hier jemand den Status erarbeitet hat, dass selbst seine Narreteien wie große Kunst wirken können. So etwas bewerten? Das liegt dann doch außerhalb unseres Kompetenzbereichs.
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